Wie ich oben schon schrieb, möchte ich es langsam angehen lassen.
Guten Abend,
ich bin einer der schweigenden Leser dieses Stranges, möchte aber heute etwas beitragen, da ich ja all das, was Mod Gloria vorhat und was ihre innere Beweggründe anbetrifft aus Eigenerfahrung nur zu gut kenne und das auch durchgezogen hatte.
Rückblickend kann ich folgende Erkenntnis beisteuern, die ich selber damals nicht beachtet habe
. Der Langsame gibt das Tempo an. Eine Beziehung zu öffnen ist kein Thema, dass man heute anspricht und morgen durchzieht. Mitunter, und man sollte bereit sein, sich diese Zeitspanne aufzubürden oder es besser gleich sein lassen, kann es Jahre dauern, bis der andere bereit ist, diesen Schritt mitzugehen.
Du schreibst ja, dass die Party ein Riesenschritt wäre, vielleicht schon zu riesig? Es gibt diesen wunderbaren Film, "Professor Marston & The Wonder Women" , der auf wahren Begebenheiten beruht und das Thema "offene Beziehung", "Eifersuchtsfrei" "Frei von Besitzdenken" usw. sehr gut behandelt ohne es zu verklären. Ein solcher Film wäre vielleicht ein guter Einstieg in ein Gespräch, ein vorsichtiges Ausloten, quasi den Zeh ins Wasser stecken, um zu sehen, welche Temperatur es hat. Anhand der Reaktionen und des Gesprächsverlauf könnte man für sich eruieren, ob und wie sehr der Partner für solche Ideen aufgeschlossen ist. Es würde auch nicht aufgesetzt wirken, da es ja normal ist, dass man im Anschluss eines Filmes miteinander über diesen spricht.
Ich komme nicht umhin auf zwei Dinge aus meiner Geschichte hinzuweisen. Im Vorfeld, gerade wenn man einen Leidensdruck hat und eben sexuell noch so viel erleben will, scheint eine offene Beziehung die Lösung schlecht hin zu sein, und man denkt, dass man alles schon im Griff haben wird. Ist es aber dann soweit, entstehen da Dynamiken, die man so gar nicht erwartet hat. Obwohl meine Ex-Frau diejenige war, die die Langsame war, konnte sie sich mit der OB dann so gut arrangieren, dass ich damit plötzlich gar nicht mehr so gut klar kam. Das hätte ich nie gedacht.
Und schließlich habe ich vor einiger Zeit eine Erfahrung gemacht, die mich wirklich durcheinander gebracht hat. In meiner Ehe, wo ich sexuell nicht ich sein konnte, wo Sex einmal die Woche stattfand, wenn es die Ex zuließ, da hatte ich die Angst Dinge zu verpassen und Sehnsüchte diverse Phantasien zu erleben. Teils kam da echte Verzweiflung in mir hoch. In der OB konnte ich dies dann alles mit anderen ausleben. Nun, in einer monogamen und in jeder Hinsicht erfüllenden Beziehung, habe ich gemerkt, dass diese Dinge, von denen ich Angst hatte sie zu verpassen, die ich daher in der OB auslebte, mir heute kaum bis nichts mehr bedeuten. Das, wovon ich noch in einer sexuell frustrierenden Ehe träumte, verschafft mir heute keine Lust mehr, teils frage ich mich, was ich daran überhaupt gefunden habe. Hin und wieder kommt vielleicht das eine oder andere nochmal hoch, aber es ist wie eine alte Erinnerung aus einem Lebensabschnitt, wo ich das brauchte, aber jetzt nicht mehr. Lange Rede, kurzer Sinn, ich mache für mich gerade die interessante Feststellung, dass Zurückweisung und Leidensdruck einen an interessante und merkwürdige Orte anschwemmt, die aber später, wenn es diesen Leidensdruck nicht mehr gibt, keine Bedeutung mehr haben. Sie waren nicht wirklich ich, eher Ventile um Druck abzulassen.