Zwischen Glück und Angst...

Semiha

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Hallo ihr Lieben,

bislang las ich in anderen Strängen still und gespannt mit und konnte durch euren Input so Manches für mich selbst mitnehmen – nun möchte ich mich mit meinem Anliegen an euch wenden, in der Hoffnung, dass ich dafür konkreteren Input erlange, um noch genauer über mich selbst reflektieren zu können.

Prinzipiell hab ich mir nicht mehr allzu große Hoffnung im Bezug zur Liebe gemacht, seitdem mir mal in der Jugend das Herz gebrochen worden ist. Ich habe mich in jemanden verliebt, er ist meine quasi erste Liebe gewesen, aber er konnte es nicht erwidern. Ich trage meinen Part dazu bei, wie es gekommen ist und grolle ihm deswegen nicht – vielmehr bin ich dankbar, dass er und ich zu Ende sind, weil mir seine Halbherzigkeit, denke ich, mehr zugesetzt hätte als unser Cut. Jedenfalls habe ich meinen Frieden damit gemacht und meinen Fokus noch mehr auf Bücher, Schule und Weiterbildung gerichtet – bis heute hält das an.
In der Zwischenzeit hat es viele, schöne Begegnungen gegeben. Manche bekundeten auch tiefere Gefühle der Zuneigung, aber irgendwie hat es bei mir nie so richtig gefunkt.
Dies hat sich schlagartig geändert, als er vor einem halben Jahr in mein Leben getreten ist...

Ich hab nicht gesucht und ihn gefunden. Er ist Mitte, ich Ende 20. Die Kennenlernphase ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber intuitiv spüren wir, dass es in eine Beziehung münden könnte. Wir wohnen in unterschiedlichen Bundesländern und das ändert sich erst einmal berufs- bzw. ausbildungstechnisch nicht, aber wir wären beide zunächst mit einer Fernbeziehung soweit einverstanden.
Die Zeit mit ihm genieße ich sehr. Irgendwie bringt er Seiten in mir zum Vorschein, die bislang verborgen gewesen sind – in seiner Gegenwart fühl ich mich wohl, geschätzt und begehrt. Es macht mir auch keine Angst, mich ihm gegenüber gänzlich zu öffnen, zuzulassen, verletzlich zu sein, wenn ich seine liebevollen Worte und Gesten erwidere.
Inzwischen habe ich gelernt, dass Beziehung Arbeit ist und dass Gefühle einem Wandel obliegen können. Ich möchte bei ihm mein Möglichstes tun, ihn nicht als selbstverständlich hinzunehmen, aber kann natürlich nicht ausschließen, dass Zeit und Umstände gegen uns sein könnten und wir getrennte Wege gehen müssten. Es würde wehtun, keine Frage, aber irgendwie würde das Leben auch weitergehen, denke ich. Durch die Erfahrungen in den letzten Jahren ist mir das bei der Begegnung mit ihm mehr als bewusst geworden. Ich hab ihn gern um mich und weil ich ihn so gern hab, möchte ich, dass er sein Glück findet – auch, wenn es sein könnte, dass sein Glück ihn eines Tages dazu veranlasst, dass wir getrennte Wege gehen.

Letzteres ist als Gedanke oft präsent bei mir und deswegen sind die Begegnungen mit ihm manchmal so bittersüß irgendwie, aber noch mehr beschäftigt mich Folgendes:
Ich habe Angst.
Ich habe Angst vor der Reaktion insbesondere meiner Familie, wenn es dazu kommt, dass sie von ihm erfahren bzw. ihm mal begegnen sollten.
Sie sind eher traditionell und konservativ, weswegen sie sich wünschen, dass ich jemanden heirate, der meiner Kultur entspricht.
Ich habe versucht, ihrem Wunsch zu entsprechen und möchte nicht alle über einen Kamm scheren, aber ich habe, von meiner missglückten Jugendliebe abgesehen, niemanden aus meiner Kultur gefunden, bei dem es passt.

Ich habe ihn gefunden und er entspricht nicht meiner Kultur. Anfangs hat mich das auch etwas geängstigt, aber er ist gut zu mir und ich habe erkannt, dass das Herz keine Grenzen kennt, wenn es sich verliebt hat. In seiner Gegenwart fühle ich mich auch stark genug, zu sagen, dass es mir nichts ausmacht, wenn sie von uns erfahren würden. In diesen Momenten meine ich es auch so, aber in den Momenten, wo ich allein bin, lassen sich die negativen Gedanken daran nicht so leicht vertreiben.

Mir ist bewusst, dass Angst kein guter Ratgeber ist. Eigentlich möchte ich einfach nur glücklich sein. In seiner Gegenwart hab ich das Gefühl, dass es auch so ist, doch dann überschattet die Angst das Glück, weil ich ahne, dass dieses Glück meine Familie unglücklich machen würde und wenn mich diese Angst verzweifelt macht, denke ich manchmal, dass es evtl. besser wäre, zu verzichten, weil ich den Frieden wahren möchte, aber wahre ich dadurch nicht auch die Fassade? Leugne ich dadurch nicht mein Selbst, um es dem Gemeinwohl unterzuordnen?
Bei derlei provokant-herausfordernden Fragen wiederum denke ich, dass es total egoistisch und undankbar von mir ist, meiner Familie gegenüber so zu denken. Ich spreche auch bspw. mit ihm darüber und er versichert mir sehr glaubhaft und liebevoll, dass es nicht verwerflich ist, den eigenen Wünschen und Empfindungen nachzuspüren, aber ich kann mich da nicht so gut drauf ein- und fallen lassen, weil ich denke, dass ich was Falsches tue, wenn ich tue, was mein Herz möchte und nicht das, was sie möchten.
Das alles ist eine Zerreißprobe für mich, keine Frage, aber ich denke, egal, wie es ausgeht, ich werde daran wachsen und gestärkt daraus hervorgehen können.

Entschuldigt bitte den halben Roman. Ich wäre sehr dankbar für Erfahrungsberichte: gibt es wen, der oder die auch schon einmal Ähnliches hatte durchstehen müssen? Wenn ja, magst du mir davon erzählen? Ich wäre euch sehr verbunden – für jedweden Input und bedanke mich fürs Lesen.

Herzlichst
Semiha
 

Mod Wolf

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Hallo Semiha,

diesen Begrüßungstext schreiben wir allen neuen Mitgliedern.

Herzlich willkommen im Beziehungskummer Forum.

Um einen möglichst reibungslosen Start für dich zu gewährleisten, verschaffe dir bitte zuerst eine Orientierung und lies dich in grundsätzliche Texte von Wolfgang, dem Forenbetreiber, ein, auf dessen Gedanken und Erkenntnissen die Beratung hier im Forum basiert: Dazu gehört der Mann-Frau-Konflikt, der Text über die Kristallisation und alle anderen Texte auf Wolfgangs Startseite. Als Starthilfe für dich als Neuling, dient dieser Link.

Es ist einerseits verständlich, wenn du dich in deinem Kummer intensiv mit deiner Liebesgeschichte beschäftigst. Jedoch löst diese intensive und oft sorgenvolle Beschäftigung mit deinem OdB (= Objekt der Begierde) dein Problem nicht automatisch. Deshalb ist es sehr wichtig, dass du dich darüber hinaus ablenkst und unbedingt zu einem großen Teil den Fokus auf dein Wohlgefühl (unabhängig von deiner Liebesgeschichte) richtest. Hierzu eignet sich folgender Strang:
"Aktives 'Warten' - die Positivspirale".

Beachte bitte zudem: Ein Forum ist kein Selbstbedienungsladen sondern eine Selbsthilfegruppe. Wenn Du ausreichend Feedback von den anderen willst, musst Du Dich auch in anderen Strängen an der Diskussion beteiligen.

Ein Kennenlernen sollte leicht und locker sein, beiden Seiten Spaß machen.
Im natürlichen Fall entsteht das Gleichgewicht von alleine, es läuft einfach.
Manchmal kann es passieren, dass dieses Gleichgewicht aus unterschiedlichsten Gründen kippen kann und schon kommt das anfangs schöne Kennenlernen ins Stocken.

Wichtig: Bitte beachte im Unterforum "Kennen lernen", dass bei einer Kennenlerngeschichte KEINE Antworthilfen gegeben werden (außer in abgesprochenen Ausnahmefällen).

Vielmehr bekommst du hier Tipps und Ratschläge, wie du wieder zurück in ein unbeschwertes Miteinander finden kannst. Lies dir hierzu bitte auch die kurze Orientierung zum Kennenlernen durch, wichtiges zum Thema "Kennenlernen" und hier noch etwas zur "Strategie ja oder nein?!" in der Kennenlernzeit.

Und noch was: Bitte lege Dir einen Avatar zu, so dass du ein "Gesicht" für uns bekommst.

Für Deine Geschichte wünschen wir Dir viel Glück!

Wolf aus dem Team

Ps: Auch für's Kennenlernen sehr zu empfehlen: Hier in Wolfgang's E-Book könnt ihr Euch mit der Psychodynamik von Mann und Frau vertraut machen.
 

Naima

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Hallo Semiha, ich habe zwar mit unterschiedlichen Kulturen wenig bis keine Erfahrung, aber was denkst du denn würde passieren, wenn ihr eine feste Beziehung irgendwann führt und deine Familie ihn kennenlernen soll?

Denkst du, trotz des Kulturunterschiedes, dass sie ihn nicht akzeptieren auch wenn sie sehen, dass du glücklich mit ihm bist?

Manchmal denkt man über seine Eltern, dass sie eine Person nicht akzeptieren aufgrund Kultur oder Konservative Einstellung, aber wenn sehen, das Kind ist glücklich mit dem Partner, dass sie doch recht locker damit umgehen können.

Aber ich würde über bis dato noch ungelegte Eier garnicht nachdenken, da das unnötige Schwere reinbringt. Schau doch erstmal was aus euch in Zukunft wird und ob es auch in 5 Monaten zb noch passt.

Das Eltern kennen lernen muss ja nicht gleich in 3 oder 8 Wochen stattfinden, sondern dann, wenn ihr beide euch sicher seit und das Thema dann wirklich in etwas Ernsteres geht.

Außerdem, du wärst ja dann mit ihm zusammen und DU muss doch glücklich sein. Du bist nicht dazu auf der Welt um deine Eltern glücklich zu machen. Dafür ist das Leben viel zu Kurz. :zwinkern:
 

Semiha

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Hallo Wolf,



vielen Dank für den Begrüßungstext. :-)



Semiha
 

Semiha

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Hallo Naima,



vielen Dank für deinen Beitrag. :-)



Das ist kein Problem. Ich denke, sie würden ihn an meiner Seite bzw. uns als Paar nicht akzeptieren. Dementsprechend würden sie sich weigern, ihn persönlich kennenzulernen. Vermutlich würden sie dann auch versuchen, ihn mir auszureden. Wenn das nicht fruchtet, würden sie mich mit Ignoranz strafen bzw. mich dann wahrscheinlich auch aus der Familie verstoßen – im Sinne davon, dass ich mit ihm zusammen sein kann, aber zu ihnen dann den Kontakt unterbinden soll. Ich möchte ihnen nicht Unrecht tun, aber ich schätze, so oder so ähnlich wäre ihr Umgang damit, weil sie in solch eine Richtung reagiert haben, als etwas Ähnliches bei Bekannten, sprich, dass deren Kinder sich in jemanden aus einer anderen Kultur verliebt haben, passiert ist.



Tatsächlich ist das meine Befürchtung, ja. Das Glück des Einzelnen bzw., wie hier, des eigenen Kindes, müssen sie abwägen gegen den Einfluss der Gesellschaft. Es ist so, dass die Gesellschaft eigentlich großen Einfluss nimmt auf die einzelne Familie. Von dieser Perspektive aus verstehe ich, weswegen sie tun würden, was ich oben befürchtet habe. Es würde sie ihre Sicherheit, evtl. sogar ihr Ansehen bei den anderen Familien kosten, weswegen sie riskieren, ihr Kind unglücklich zu machen. Ich verstehe es, ja, aber es macht mich auch etwas traurig, weil ich denke, dass die Leute immer reden würden und werden – egal, ob man etwas Gutes oder Schlechtes tut, weswegen es eigentlich besser wäre, das Glück des eigenen Kindes dem gesellschaftlichen Einfluss und Ansehen vorzuziehen.



Nein, aufgrund der vorangegangenen Ausführungen glaube ich leider nicht, dass sie damit locker umgehen könnten. Sie haben ihre Vorstellung davon, was ein Mitglied in unserer Kultur glücklich machen würde. Wenn ein Individuum davon abweicht, läuft es, ihrer Auffassung nach, in sein Verderben. Wenn dieses Individuum ihr eigenes Kind ist und sie bemerken, dass es sich in ihren Augen unglücklich macht und dem Spott der Gesellschaft aussetzt, wollen sie versuchen zu retten, was zu retten ist, es vor ‚Schlimmerem‘ bewahren. Das Glück, wie Liebe, eigentlich an keine Bedingungen geknüpft ist, wird bei dieser Sichtweise ignoriert. Wie gesagt, ich möchte ihnen kein Unrecht tun, auf ihre Weise meinen sie es gewiss gut, es ist gut gemeint, aber schlecht gemacht.



Danke, das ist, denke ich, eine gute Idee. Ich versuche das in den Momenten mit ihm auszublenden, aber manchmal fällt es mir auch schwer, den Kopf auszuschalten und mich vollkommen fallen zu lassen. Weil ich denke, dass ich was Falsches tue, dass ich meine Familie enttäusche und es deswegen eigentlich nicht verdient habe, glücklich zu sein.



Ja, da hast du gewiss Recht. Wir könnten uns beide zwar was Ernstes vorstellen, aber es schadet nicht, einfach noch weiter abzuwarten und sich kennenzulernen.



Das ist grundsätzlich ein guter Impuls – danke. Manchmal fällt es schwer, losgelöst von der Familie, sich selbst zu finden: den eigenen Lebenssinn, das eigene Glück. Ich weiß auf eine Weise, das, was du sagst, stimmt, ich muss glücklich werden, weil es mein Leben ist, aber alles, was ich bislang getan habe oder tue, tue ich auch unter Berücksichtigung dessen, mich zu vergewissern, dass das, was ich tue, nicht nur mir, sondern auch ihnen Glück bringen soll. Letzteres ist gewiss ein falsches Denkmuster und ich habe ähnliche Denkmuster schon kritisch hinterfragt, aber es fällt auch echt schwer, gegen Rutinen zu steuern und neue Gewohnheiten zu verankern.



Noch mal danke – schaue auch mal die Tage in deinem Strang vorbei.



Semiha
 

Naima

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Hallo Semiha,

wie gehts dir denn und gibt es was Neues?

Ach mann, das ist traurig dass deine Familie es wohl wirklich nicht gut finden würde, wenn du einen Mann aus einer anderen kultur hättest. :shakehead:

Statt das Glück des eigenen Kindes zu Unterstützen und sich darüber zu freuen wird auf solche Dinge wie Kultur geachtet. Schade.

Ich hoffe ihr beide findet einen Weg zueinander. Aber das scheint wohl ein schwieriges Unterfangen zu werden wenn die Familie im Hintergrund nicht mitspielt oder nicht mitspielen kann. :|

ja sicher meinen sie es nur gut mit dir, aber das hilft ja nichts.
 

Semiha

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Hallo Semiha,

wie gehts dir denn und gibt es was Neues?

Ach mann, das ist traurig dass deine Familie es wohl wirklich nicht gut finden würde, wenn du einen Mann aus einer anderen kultur hättest. :shakehead:

Statt das Glück des eigenen Kindes zu Unterstützen und sich darüber zu freuen wird auf solche Dinge wie Kultur geachtet. Schade.

Ich hoffe ihr beide findet einen Weg zueinander. Aber das scheint wohl ein schwieriges Unterfangen zu werden wenn die Familie im Hintergrund nicht mitspielt oder nicht mitspielen kann. :|

ja sicher meinen sie es nur gut mit dir, aber das hilft ja nichts.

Hello again Naima,



danke, soweit gut. Etwas Neues gibt’s nicht direkt, doch je mehr Tage vergehen, die ich mit ihm verbringen kann, desto bewusster wird mir, dass wenn ich vor die Wahl gestellt werden würde, er oder meine Familie, ich mich eher für ihn entscheiden würde. Auch, wenn ich in ihren Augen dann selbstsüchtig wär, aber ich glaub, ich könnt mein Herz nicht hintergehen.



Ja, das finde ich auch sehr traurig, dass meine Familie nicht damit umgehen könnte.



Ja wirklich: schade.



Na ja, ich fühl mich innerlich zwar zerrissen, da ich harmoniebedürftig bin, kann aber nicht den Kontakt zu ihm abbrechen, weil meine Familie evtl. gegen uns ist bzw. sein könnt.



Anfangs, muss ich gestehen, war ich ihm gegenüber etwas unfair, weil ich ihn auf Distanz gehalten hab, da ich das mit der Familie im Kopf hatte, aber dann hab ich mir einen Ruck gegeben, das mit der Familie gedanklich bei Seite geschoben und mich auf ihn eingelassen. Ich denke zwischendurch mal daran, was wäre, wenn es meine Familie wissen würde, bereue es aber nicht, ihn bis hierhin kennengelernt zu haben und bin so dankbar für die Zeit mit ihm.



Manchmal denk ich auch, dass ich ihm gegenüber immer noch unfair bin, weil ich ihm sowas kompliziertes zumut, das hab ich ihm auch so gesagt, aber er versichert mir dann, dass alles in Ordnung wär, jede:r sein Päckchen zu tragen hat und einen gerade die Ecken und Kanten interessant machen würden. Das gefällt mir an ihm, dass er andeutet, dass er trotzdem weiter an uns festhalten möchte, auch wenn’s so kompliziert bei mir mit der Familie ist. Es gefällt mir und lässt mich im Umgang mit ihm auch etwas sicherer werden.



Ich weiß nicht, wo das mit uns hinführt, aber ich weiß, dass ich bereit bin, das mit ihm rauszufinden. Das löst zwar immer noch nicht das Dilemma mit der Familie, mir gibt es aber mehr Sicherheit im Umgang damit – auch, wenn ich nicht weiß, was wird, weiß ich zumindest, wie ich damit umgehe, wie es momentan ist.



Liebe Grüße

Semiha
 

Naima

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Hallo Semiha,

Wohnt ihr eigentlich weit voneinander? Du schriebst nur was von unterschiedlichen Bundesländern.

Hast du seine Familie schon kennen gelernt?

Ich weiß nicht, wo das mit uns hinführt, aber ich weiß, dass ich bereit bin, das mit ihm rauszufinden. Das löst zwar immer noch nicht das Dilemma mit der Familie, mir gibt es aber mehr Sicherheit im Umgang damit – auch, wenn ich nicht weiß, was wird, weiß ich zumindest, wie ich damit umgehe, wie es momentan ist.
Manchmal muss man Risiken eingehen. Wie es ausgeht sieht man dann.

Ich würde dennoch entspannt abwarten was Familie angeht. Erstmal die Zeit mit ihm genießen.

So schnell muss deine Familie doch eh nichts von ihm wissen oder?
Mein Ex hat meine Familie zb erst sehr sehr spät kennen gelernt bzw überhaupt von ihm erfahren. Aber aus ganz anderen Gründen als Kultur. Ich war einfach noch nicht soweit.()

Ich würde auch erstmal die Zeit mit ihm genießen, schauen wo es überhaupt hinführt und wie sich die Fernbeziehung dann entwickelt.:smile:

Aber schön dass er damit recht gut umgeht und du dir keine Kopf machen brauchst. Das läuft alles sehr gut. Ihr werdet einen guten Weg für euch finden. :herz:
 

Semiha

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Hallo Semiha,

Wohnt ihr eigentlich weit voneinander? Du schriebst nur was von unterschiedlichen Bundesländern.

Hast du seine Familie schon kennen gelernt?


Manchmal muss man Risiken eingehen. Wie es ausgeht sieht man dann.

Ich würde dennoch entspannt abwarten was Familie angeht. Erstmal die Zeit mit ihm genießen.

So schnell muss deine Familie doch eh nichts von ihm wissen oder?
Mein Ex hat meine Familie zb erst sehr sehr spät kennen gelernt bzw überhaupt von ihm erfahren. Aber aus ganz anderen Gründen als Kultur. Ich war einfach noch nicht soweit.()

Ich würde auch erstmal die Zeit mit ihm genießen, schauen wo es überhaupt hinführt und wie sich die Fernbeziehung dann entwickelt.:smile:

Aber schön dass er damit recht gut umgeht und du dir keine Kopf machen brauchst. Das läuft alles sehr gut. Ihr werdet einen guten Weg für euch finden. :herz:


Huhu wieder :)



So ca. 2,5-3Std – je nach dem, wie der Verkehr bzw. die Zugverbindungen sind. :)



Nein, seine Familie lebt im Ausland. Er ist wegen des Studiums hier. Ich weiß nicht, ob er hierbleiben oder wieder zurückgehen mag – ich weiß nicht mal, wie ich mich entscheiden würde, wenn es dazu kommen sollte, dass wir das gemeinsam planen sollten. Sein Heimatland reizt mich schon auf eine Weise, ich wollte schon immer dorthin reisen, aber Urlaub und dauerhaft dort leben sind ja zwei verschiedene Paar Schuhe. Manchmal macht er Andeutungen bzgl. zusammenleben und sich gemeinsam etwas aufbauen, aber ich reagiere eher verhalten bzw. manchmal auch gar nicht darauf, weil ich es in unserer momentanen Phase irgendwie noch nicht so ernst und verbindlich nehmen kann. Womöglich ist das auch besser so, es nicht arg zu beachten, aber Gedanken mache ich mir hin und wieder dennoch darüber...



Ja, bzgl. Risiken hast du recht. Manchmal muss man echt wagen und springen – auch, wenn’s einen ängstigt.



Danke, das versuche ich. Es zu genießen und die negativen Gedanken ziehen zu lassen. Ist eine Challenge, aber man wächst ja an seinen Aufgaben. ;)



Ja, na ja, da magst du Recht haben. Ich glaube, es ist einfach die Freude und das Glück, das ich gern mit meiner Familie teilen möcht. Weil ich seit langem wieder wen gefunden habe, der mich in meiner Gesamtheit, mit all meinen großen und kleinen Macken hinnimmt, der mich bedingungslos zu mögen scheint – ohne, dass ich was dafür machen muss; einfach nur, weil ich ich bin. Offen gestanden, manchmal lässt mich das auch etwas zweifeln. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass wer mich tiefergehend mögen kann. Das zeugt von einem geringen Selbstbewusstsein, das ist mir bewusst. Er weiß auch davon, da ich ihm gegenüber das zum Ausdruck bringe, meine Zweifel. Sein Umgang damit ist toll. Ich selbst bin mir auch darüber bewusst, dass ich ggf. nicht die Selbstbewussteste bin, aber dass es dennoch Eigenschaften an mir gibt, die gut sind. Das vergegenwärtige ich mir und damit lassen sich die Zweifelsbiester dann auch ganz gut in Schach halten. :) Sorry, dass ich etwas abgeschweift bin. Jedenfalls, der Grund, warum ich meine Freude und Glück mit meiner Familie teilen möchte, ist, dass ich ihnen zeigen möchte, dass doch noch etwas aus mir werden kann bzw. geworden ist. Ich hatte in der Vergangenheit das Gefühl, dass sie sich um mich mehr Sorgen als um meine anderen Geschwister gemacht haben. Ggf., weil ich die Jüngste bin, vermutlich aber auch, weil sich eine Erbkrankheit bei mir durchgesetzt hat – bei meinen Geschwistern nicht. Da hatte ich dann immer das Gefühl, dass mich meine Eltern wie eine fragile Porzellanfigur behandelt haben bzw. behandeln. Vielleicht hatte ich deswegen immer den Eindruck, mich ihnen und mir beweisen zu müssen. Bei ihm jetzt aber, bei ihm scheint es nicht so zu sein, dass ich mich beweisen muss. Dass er mich glücklich macht, ohne, dass ich einen Preis dafür ‚zahlen‘ muss. Das tut jetzt gerade weh, das so niederzuschreiben, aber ich glaube, meine Familie hat mir durch ihr überbehütetes Verhalten in der Vergangenheit eher wehgetan als geholfen. Deswegen bin ich was ängstlicher und zurückhaltender. Weil meine Eltern etwas an mir gezweifelt haben, habe ich auch an mir gezweifelt. Mit ihm scheint sich aber ein neues Denkmuster zu ergeben, dass ich nicht an mir zweifeln brauche und das, dieses Gefühl, dass meine Familie aufhören soll, sich um mich zu sorgen oder an mir zu zweifeln, das ist es, denke ich, was in mir den Wunsch aufkommen lässt, sie miteinander bekannt zu machen. Gleichzeitig, möchte ich betonen, habe ich meine Familie gern. Gerade deswegen, weil ich sie lieb hab, möchte ich, dass wir glückliche und fröhliche Momente miteinander teilen, aber ich hab so Angst davor, weil ich ahne, dass sie das Schöne nicht erkennen werden, wenn ich es ihnen sage und möchte, dass sie einander kennenlernen. Ich befürchte, sie werden nur die Schande darin sehen, die ich ihnen dadurch bereite. Das tut auch weh, sich einzugestehen, dass mein Glück und meine Freude wahrscheinlich nicht ihren Vorstellungen entsprechen werden. Ich möchte ihm das nicht antun, dass er mit ihrer geballten Ablehnung konfrontiert wird. Gleichzeitig möchte ich ihm auch nicht das Gefühl geben, ihn zu leugnen. Hach, es ist eine Zwickmühle...



Ah, verstehe. Finde ich gerade was beruhigend zu lesen, dass es dir ähnlich ging, deiner Familie deinen (Ex-)Partner eher später vorgestellt zu haben. Ich glaube, ich fahre damit ganz gut, uns beiden noch mehr Zeit zu geben, einander kennenzulernen und zu genießen, was wir haben, damit wir dann gefestigter werden können, um dann ggf. irgendwann meiner Familie entgegentreten zu können.



Das mache ich. Vielen Dank, Naima, für deinen Beitrag und Input. :)



Lieb, dass du das sagst, vielen Dank. <3



Semiha
 

Scarlet

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7 Aug. 2023
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Liebe Semiha,
jetzt habe ich deinen Strang gelesen und möchte auch dir ein paar Gedanken da lassen.
Zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass du eine sehr intelligente, emphatische und eloquente junge Frau bist! Das merkt man wirklich in all deinen Texten deutlich. Hut ab dafür von mir!

Zu deiner Geschichte möchte ich sagen, dass ich sehr gut den großen Konflikt nachempfinden kann, in dem du dich aktuell befindest. Mein kultureller Hintergrund ist zwar nicht 1:1 wie deiner, aber auch ich habe einen Migrationshintergrund und zumindest für meinen einen Elternteil spielten Tradition/ Religion und die Community zeitlebens eine sehr große Rolle.
Eigentlich möchte ich einfach nur glücklich sein. In seiner Gegenwart hab ich das Gefühl, dass es auch so ist, doch dann überschattet die Angst das Glück, weil ich ahne, dass dieses Glück meine Familie unglücklich machen würde und wenn mich diese Angst verzweifelt macht, denke ich manchmal, dass es evtl. besser wäre, zu verzichten, weil ich den Frieden wahren möchte, aber wahre ich dadurch nicht auch die Fassade? Leugne ich dadurch nicht mein Selbst, um es dem Gemeinwohl unterzuordnen?
Ich glaube, du hast mit diesen Zeilen sehr genau deinen inneren Konflikt auf den Punkt gebracht. Die Frage die dem innewohnt ist vermutlich:
Darf ich mein persönliches Glück an erste Stelle setzen, wenn dies gleichzeitig bedeutet, dass ich meine Familienmitglieder tief enttäusche?
aber ich kann mich da nicht so gut drauf ein- und fallen lassen, weil ich denke, dass ich was Falsches tue, wenn ich tue, was mein Herz möchte und nicht das, was sie möchten.
Dass du dies so empfindest halte ich für vollkommen normal, liebe Semiha. Denn du bist vermutlich in einer Kultur aufgewachsen, in der die Familie bzw der familiäre Zusammenhalt, die Gemeinschaft und Traditionen über allem steht.
Diese familiäre sowie kulturelle Gemeinschaft bietet Schutz und gibt den Menschen auch eine Art von Identität. Jeder kennt dort seinen Platz und seine Rolle, sowie die jeweiligen Pflichten, Erwartungen und auch Rechte. Das gibt einerseits dem Einzelnen viel Sicherheit und das Gefühl der Zugehörigkeit aber auf der anderen Seite nimmt es dem Individuum auch vielfach die Möglichkeit/ das Recht auf freie Entfaltung.

aber ich hab so Angst davor, weil ich ahne, dass sie das Schöne nicht erkennen werden, wenn ich es ihnen sage und möchte, dass sie einander kennenlernen. Ich befürchte, sie werden nur die Schande darin sehen, die ich ihnen dadurch bereite. Das tut auch weh, sich einzugestehen, dass mein Glück und meine Freude wahrscheinlich nicht ihren Vorstellungen entsprechen werden.
Ich verstehe deine Gedanken und Gefühle sehr gut. Vielleicht hilft es dir, wenn du versuchst, hier einmal eine andere, neue Perspektive einzunehmen. Deine Eltern sind sicher in einer Zeit aufgewachsen, in der es noch weniger individuellen Freiraum innerhalb der Familie/ Community/Tradition/ Religion gab, als heute. Versuche dich einmal in sie hineinzuversetzen. Sicher hatten auch sie, als sie jung waren, Momente, in denen sie vielleicht gehadert haben mit ihrer Rolle als Sohn / Tochter/ Ehemann/ Ehefrau/ den Erwartungen von Familie und Community, weil sie heimlich andere persönliche/ berufliche Träume/ Wünsche/ Pläne hatten.

Letztendlich aber haben sie sich den Traditionen angepasst oder vielleicht sogar beugen müssen. Und da schwingt dann sicher von ihrer Seite heute auch ein Appell mit a la : „Es ist nicht in erster Linie wichtig, ob man glücklich ist oder nicht sondern die Familie muss glücklich sein. Du bist nicht nur für dich selbst auf der Welt, sondern um für andere dazusein, genau wie wir für dich da sind und deswegen kannst du nicht deine Bedürfnisse über die aller Anderen stellen“.

Also ich kann mir schon vorstellen, dass deine Eltern in ihrem Inneren dich verstehen aber sie werden vermutlich parallel auch denken: „ Wir konnten damals auch nicht an uns denken sondern mussten tun, was erwartet wurde und das sollte Semiha auch heute tun“.
Doch wer weiß, ob deine Eltern mit ihrem Wissen von jetzt genauso entschieden hätten damals , wenn sie heute nochmal jung wären?!

Erschwerend kommt vielleicht auch noch hinzu, dass du die Jüngste bist. Wenn deine Geschwister also bereits die Tradtionen und Erwartungen der Familie erfüllt haben, dann bist du quasi „ the last in line“. Wenn du als letzte in der Reihe die Tradition „brichst“ ist da nach dir niemand mehr, der da noch „ etwas reißen“ könnte.

Insgesamt empfinde ich das, was du als „bittersüß“ beschreibst als überaus treffend. Entscheidest du dich für die Liebe zu deinem Partner, droht der Verlust deiner Familie und vice versa.

Ich würde dir den gleichen Rat geben wie Naima, liebe Semiha. Halte die Beziehung zu deinem Partner noch solange „ unter Verschluss“ bis ihr euch ganz sicher seid, dass ihr zusammengehört und zusammenbleiben wollt. Das kann euch viel Kraft und Energie geben und euch sehr zusammenschweißen.
Ich wünsche dir/ euch das Beste!
Liebe Grüße
Scarlet
 

Semiha

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Liebe Semiha,
jetzt habe ich deinen Strang gelesen und möchte auch dir ein paar Gedanken da lassen.
Zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass du eine sehr intelligente, emphatische und eloquente junge Frau bist! Das merkt man wirklich in all deinen Texten deutlich. Hut ab dafür von mir!

Zu deiner Geschichte möchte ich sagen, dass ich sehr gut den großen Konflikt nachempfinden kann, in dem du dich aktuell befindest. Mein kultureller Hintergrund ist zwar nicht 1:1 wie deiner, aber auch ich habe einen Migrationshintergrund und zumindest für meinen einen Elternteil spielten Tradition/ Religion und die Community zeitlebens eine sehr große Rolle.

Ich glaube, du hast mit diesen Zeilen sehr genau deinen inneren Konflikt auf den Punkt gebracht. Die Frage die dem innewohnt ist vermutlich:
Darf ich mein persönliches Glück an erste Stelle setzen, wenn dies gleichzeitig bedeutet, dass ich meine Familienmitglieder tief enttäusche?

Dass du dies so empfindest halte ich für vollkommen normal, liebe Semiha. Denn du bist vermutlich in einer Kultur aufgewachsen, in der die Familie bzw der familiäre Zusammenhalt, die Gemeinschaft und Traditionen über allem steht.
Diese familiäre sowie kulturelle Gemeinschaft bietet Schutz und gibt den Menschen auch eine Art von Identität. Jeder kennt dort seinen Platz und seine Rolle, sowie die jeweiligen Pflichten, Erwartungen und auch Rechte. Das gibt einerseits dem Einzelnen viel Sicherheit und das Gefühl der Zugehörigkeit aber auf der anderen Seite nimmt es dem Individuum auch vielfach die Möglichkeit/ das Recht auf freie Entfaltung.


Ich verstehe deine Gedanken und Gefühle sehr gut. Vielleicht hilft es dir, wenn du versuchst, hier einmal eine andere, neue Perspektive einzunehmen. Deine Eltern sind sicher in einer Zeit aufgewachsen, in der es noch weniger individuellen Freiraum innerhalb der Familie/ Community/Tradition/ Religion gab, als heute. Versuche dich einmal in sie hineinzuversetzen. Sicher hatten auch sie, als sie jung waren, Momente, in denen sie vielleicht gehadert haben mit ihrer Rolle als Sohn / Tochter/ Ehemann/ Ehefrau/ den Erwartungen von Familie und Community, weil sie heimlich andere persönliche/ berufliche Träume/ Wünsche/ Pläne hatten.

Letztendlich aber haben sie sich den Traditionen angepasst oder vielleicht sogar beugen müssen. Und da schwingt dann sicher von ihrer Seite heute auch ein Appell mit a la : „Es ist nicht in erster Linie wichtig, ob man glücklich ist oder nicht sondern die Familie muss glücklich sein. Du bist nicht nur für dich selbst auf der Welt, sondern um für andere dazusein, genau wie wir für dich da sind und deswegen kannst du nicht deine Bedürfnisse über die aller Anderen stellen“.

Also ich kann mir schon vorstellen, dass deine Eltern in ihrem Inneren dich verstehen aber sie werden vermutlich parallel auch denken: „ Wir konnten damals auch nicht an uns denken sondern mussten tun, was erwartet wurde und das sollte Semiha auch heute tun“.
Doch wer weiß, ob deine Eltern mit ihrem Wissen von jetzt genauso entschieden hätten damals , wenn sie heute nochmal jung wären?!

Erschwerend kommt vielleicht auch noch hinzu, dass du die Jüngste bist. Wenn deine Geschwister also bereits die Tradtionen und Erwartungen der Familie erfüllt haben, dann bist du quasi „ the last in line“. Wenn du als letzte in der Reihe die Tradition „brichst“ ist da nach dir niemand mehr, der da noch „ etwas reißen“ könnte.

Insgesamt empfinde ich das, was du als „bittersüß“ beschreibst als überaus treffend. Entscheidest du dich für die Liebe zu deinem Partner, droht der Verlust deiner Familie und vice versa.

Ich würde dir den gleichen Rat geben wie Naima, liebe Semiha. Halte die Beziehung zu deinem Partner noch solange „ unter Verschluss“ bis ihr euch ganz sicher seid, dass ihr zusammengehört und zusammenbleiben wollt. Das kann euch viel Kraft und Energie geben und euch sehr zusammenschweißen.
Ich wünsche dir/ euch das Beste!
Liebe Grüße
Scarlet


Liebe Scarlet,

noch mal vielen, vielen Dank für deine lieben, wertschätzenden Zeilen. <3

Oh, danke sehr. Das macht mich etwas verlegen, dennoch vielen Dank. Ich kann das nur zurückgeben, du Liebe, wirkst auf mich auch sehr intelligent, einfühlsam und belesen.



Oh, das überrascht mich positiv und freut mich, dass ich quasi einer Gleichgesinnten durch dich begegnen konnte. Dass du dich in einer ähnlichen Situation befunden hattest, beruhigt mich irgendwie, so blöd das auch klingt, weil ich dadurch die Gewissheit hab, dass ich damit nicht allein bin und es anderen ähnlich ging bzw. geht. Zeitlebens heißt, dass dein einer Elternteil nicht mehr ist? Wenn ja: tut mir sehr leid. Wenn es dir nicht zu persönlich ist: wie war das genau bei deinem Elternteil, für den Tradition, Kultur und die Gemeinde wichtig gewesen sind? Bei welchen Punkten seid ihr aneinandergeraten? Hast du es ‚gebeichtet‘ oder ist er zufällig drauf gestoßen? Wie hat er darauf reagiert? Wie habt ihr den Konflikt gelöst? Was waren deine Konsequenzen daraus? Sorry für die vielen Fragen, wie gesagt, wenn’s dir zu persönlich ist, musst du’s nicht beantworten.



Oh ja, liebe Scarlet, mit der Frage hast du mein Dilemma auf den Punkt gebracht, dass ich daran zweifel, ob ich mein individuelles Glück genießen darf, wenn es das Glück der Gemeinde kostet. Ich hab ein schlechtes Gewissen dabei, aber mein Herz belügen kann ich auch nicht. Auch, wenn’s egoistisch klingt.



Ja, das stimmt. Wir sind eine größere Gemeinde. So unterschiedlich wir sind, uns eint, dass wir gleiche Glaubens- und Wertvorstellungen, identische kulturelle Werte und Traditionen haben. Das gibt einem wirklich halt und man weiß dadurch irgendwie, wer man ist. In der Kindheit und frühen Jugend hat mich das auch nicht so arg irritiert – mittlerweile empfind ich das aber etwas anders. Wenn ich das, was uns als Gemeinde eint, abziehe von mir bzw. meiner Persönlichkeit, dann frag ich mich manchmal schon: wer bin ich? Wer bin ich, fernab diesem Sein im Gemeinsein? Ich denke, dieser Prozess braucht Jahre, um durchlaufen zu werden und ist oft schmerzhaft und nicht leicht, aber ich glaube, das Hinterfragen von mir außerhalb dieser gemeinschaftlichen Aspekte wird mir helfen, zu erkennen, wer ich wirklich bin oder wer ich sein möchte. Ich möchte aber auch an dieser Stelle meinen Dank aussprechen, liebe Scarlet, denn die Art, wie du innerhalb deines Strangs dich und euer Konstrukt so tiefgehend (ggf. auch tiefschürfend) hinterfragt hast, hat mir den Mut gegeben, noch tiefer in mich reinzuhorchen und das, was ich als letztes in meinen Strang geschrieben bzw. reflektiert habe, niederzuschreiben.



Ja, das stimmt. Das ist wirklich eine gehaltvolle Perspektive, die du da angestoßen hast – ich danke dir. Ich kann mich auch an Situationen erinnern, als mir mal z. B. meine Mama von ihrer eigenen Kindheit bzw. Jugend erzählt hat, wo sie sich was gewünscht hat, ihr Papa dagegen war, sie es aber trotzdem gemacht hat, weil es sich für sie richtig angefühlt hat. War jetzt zwar ‚nur‘ ein Modeaspekt, aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, kann es gut sein, dass sie damals, zum Wohle der Familie und Gemeinde, auch einstecken und verzichten mussten.



Ja, ich denke, dass du damit recht hast, dass meine Eltern sich angepasst haben und einen entsprechenden Appell, wie du ihn ausformuliert hast, an mich richten bzw. etwas wie im Appell von mir erwarten.



Hmm, ja, das kann sein, dass sie mich ggf. tief in sich verstehen könnten, aufgrund der Anpassung aber nicht so tief graben wollen oder können. Das ist ja auch der geringste Weg des Widerstands: die Dinge bei dem Alten belassen und hoffen, dass es sich nicht ändert. So oder so ähnlich hatte es Einstein mal im Zusammenhang mit Wahnsinn formuliert. Bei meinen Eltern ist es nicht Wahnsinn, aber vielleicht einfach ihre Bewältigungsstrategie, alles beim Alten zu belassen, wenn sie wüssten, dass ihr Kind etwas für die Gemeinde Widersprüchliches tut. Das wäre vielleicht zu schmerzhaft, auszuhalten, dass es das eigene Fleisch und Blut ist, das sich gegen das, was sie von Geburt an kennen und was in ihnen verwurzelt ist, auflehnt. Also reden sie sich ein, dass es besser ist, sich von ihrem Kind abzuwenden, weil es zu sehr wehtut, sich damit auseinanderzusetzen, dass man freiwillig sein Kind losgelassen hat. Sie brauchen Sicherheit. Also halten sie an Traditionen statt an tiefergehenden Gefühlen der Zuneigung zum Kind und dem Nachvollziehen, da in einer ähnlichen Situation als Heranwachsende, fest. Ich verstehe es. Wirklich. Es tut weh auf eine Weise, wenn ich mir vorstelle, dass sie mich deswegen wirklich loslassen würden, aber ich kann es nachempfinden, wenn ich mich in sie hineinversetze. Immerhin sind sie mit den Werten, Normen und Traditionen, Bräuchen und Riten aufgewachsen. Sie kennen es von ihren Eltern. Sie lieben ihre Eltern und sie bedauern es, dass ihr geliebtes Kind nicht die Zuneigung zum Verwurzelten teilt. Das entfremdet sie und das tut ihnen auch leid. Tief in sie bedauern sie es als Eltern, dieses Kind verloren zu haben, immerhin haben sie dieses Kind beim Großwerden beobachtet. Gerade weil ich meine Eltern verstehe, möchte ich mich ihnen auch nicht aufdrängen, wenn es ihnen zu wehtun würde. Wenn sie glauben, dem Schmerz besser aus dem Weg gehen zu können, indem sie den Kontakt dann komplett zu mir unterbinden, dann soll es so sein. Ich würde ihnen da auch nicht grollen. Es würde mich einfach traurig machen und mir wehtun, aber ich könnte ihre Beweggründe nachvollziehen.



Oh ja, damit hast du auch Recht, Scarlet. Genau, meine Geschwister sind auch eher angepasst an die Traditionen bzw. das Gemeinwohl. Manchmal lassen sie zwar verlauten, dass sie dieses und jenes in unserer Kultur stört, sie meinen es auf gewisse Weise auch aufrichtig, aber sie sehen keinen Sinn darin, sich dagegen aufzulehnen. Nicht, weil sie es mal versucht hätten und das Ausdruck von Resignation wäre. Eher so, dass es so, wie es ist, in Ordnung ist. Sie wissen, was sie vom Leben erwarten und was von ihnen erwartet wird. Deswegen hab ich auch unter meinen Geschwistern nicht so wirklich jemanden, mit dem ich mich darüber austauschen könnte. Einen Bruder vielleicht, weil wir altersmäßig nicht weit auseinander sind, aber wenn es darauf ankommen würde, denke ich, würde er sich eher dem Willen der Allgemeinheit beugen; auch, wenn er tief im Inneren vielleicht anders denkt und fühlt. Deswegen kann ich mich nicht so wirklich mit wem aus der Familie austauschen. Mit Verwandten wie Tanten etc. auch nicht. Mit Freunden geht’s aber und das ist echt hilfreich, weil ich ohne Austauschmöglich sonst so manches Mal, glaub ich, verzweifelt wär.



Das ist ein sehr guter Rat. Ich danke dir für die Bestärkung bzw. genauere Erklärung.



Oh, ich danke sehr und wünsche dir ebenso alles erdenklich Gute. <3

Semiha
 

Scarlet

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Liebe Semiha,
es freut mich, wenn ich dir vielleicht mit manchen Gedanken wieder ein wenig helfen kann.

Wenn es dir nicht zu persönlich ist: wie war das genau bei deinem Elternteil, für den Tradition, Kultur und die Gemeinde wichtig gewesen sind? Bei welchen Punkten seid ihr aneinandergeraten? Hast du es ‚gebeichtet‘ oder ist er zufällig drauf gestoßen? Wie hat er darauf reagiert? Wie habt ihr den Konflikt gelöst? Was waren deine Konsequenzen daraus?

Es spielten da in meiner Erziehung Religion, alte Werte und Vorstellungen und die Meinung der kulturellen Gemeinschaft bzw. das Ansehen innerhalb der kulturellen Gemeinschaft eine große Rolle.
Ich habe einen Mann aus dem gleichen Kulturkreis meiner Mutter geheiratet. Die Heirat war aber aus gegenseitiger Liebe. Nur war dieser Mann aufgrund seiner nicht- religiösen und grundsätzlich sehr offenen Weltanschauung für meine Mutter nicht akzeptabel. Es gab daher sehr viele Spannungen und immer wieder Versuche, sich in unser Leben, unsere Ehe und die Erziehung unserer Kinder einzumischen.
Ich habe viele Jahre versucht, einen Spagat zu schaffen aber leider vergeblich. Ich bin durch den immerwährenden Stress und meinen Anspruch es „ allen Recht machen zu wollen“ irgendwann krank geworden ( Schlafstörungen/ Panikattacken) Da musste ich die Reissleine für mich, meine Kinder und meine Ehe ziehen und habe den Kontakt zu meinen Eltern komplett abgebrochen.
Das war eine schwere Zeit aber es gab keine andere Alternative. Es gab dann 15 Jahre keinen Kontakt. Erst als mein Vater im Sterben lag, habe ich ihn über einen anderen Angehörigen fragen lassen, ob er mich sehen möchte und das wollte er. Ich hatte daraufhin auch erfahren. dass auch meine Mutter schwer krank war und dann nach dem Tod meines Vaters auch mit ihr wieder 2 Jahre Kontakt, bis auch sie dann verstarb.
Für mich war es wichtig, am Ende noch einen Abschluss mit meinen Eltern gefunden zu haben, wobei dies nicht bedeutet, dass ich meine Entscheidung des 15 jährigen Kontaktabbruchs bereut habe.
Wer bin ich, fernab diesem Sein im Gemeinsein? Ich denke, dieser Prozess braucht Jahre, um durchlaufen zu werden und ist oft schmerzhaft und nicht leicht, aber ich glaube, das Hinterfragen von mir außerhalb dieser gemeinschaftlichen Aspekte wird mir helfen, zu erkennen, wer ich wirklich bin oder wer ich sein möchte.
Da sprichst du mMn etwas sehr wichtiges an. Zu erkennen, wer und was du außerhalb dieser gemeinschaftlichen Aspekte als Individuum bist, was du sein möchtest und wie du leben möchtest.
. Es tut weh auf eine Weise, wenn ich mir vorstelle, dass sie mich deswegen wirklich loslassen würden, aber ich kann es nachempfinden, wenn ich mich in sie hineinversetze. Immerhin sind sie mit den Werten, Normen und Traditionen, Bräuchen und Riten aufgewachsen. Sie kennen es von ihren Eltern. Sie lieben ihre Eltern und sie bedauern es, dass ihr geliebtes Kind nicht die Zuneigung zum Verwurzelten teilt. Das entfremdet sie und das tut ihnen auch leid. Tief in sie bedauern sie es als Eltern, dieses Kind verloren zu haben, immerhin haben sie dieses Kind beim Großwerden beobachtet.
Das hast du wirklich, wirklich sehr tiefgreifend reflektiert. Ich glaube, genau hier kann ein Schlüssel für dich liegen.
Der Schlüssel liegt hier in der Ambivalenz. Die Eltern lieben, ihre Werte anerkennen, ihnen im Herzen nahe sein und dankbar sein und dennoch den eigenen Weg gehen ( müssen), für sich. Es schaffen, beides in sich zu tragen und beidem (!) Raum zu geben.
Das hat auch etwas damit zu tun, sich selbst zu verzeihen, obwohl ich hier keine Schuldfrage sehe. Aber ich schreibe das Wort „ verzeihen“ weil dein innerer Konflikt auf der Frage „ Darf ich mein eigenes Glück über das Glück meiner Familie/ Gemeinschaft stellen“ , letztendlich das Wort „ Schuld“ auch einschließt.
Es schließt aber auch ganz viele andere Begriffe mit ein wie Liebe, Freiheit, Selbstverwirklichung, Geduld, Verzeihen.

Das wäre vielleicht zu schmerzhaft, auszuhalten, dass es das eigene Fleisch und Blut ist, das sich gegen das, was sie von Geburt an kennen und was in ihnen verwurzelt ist, auflehnt. Also reden sie sich ein, dass es besser ist, sich von ihrem Kind abzuwenden, weil es zu sehr wehtut, sich damit auseinanderzusetzen, dass man freiwillig sein Kind losgelassen hat. Sie brauchen Sicherheit. Also halten sie an Traditionen statt an tiefergehenden Gefühlen der Zuneigung zum Kind und dem Nachvollziehen, da in einer ähnlichen Situation als Heranwachsende, fest. Ich verstehe es. Wirklich.
Ich glaube, deine Eltern wären sehr stolz darauf, das zu lesen, denn es beweist ja, dass sie in dir eine sehr einfühlsame und intelligente Tochter haben und irgendwie ist das ja auch der Verdienst deiner Eltern, dem, was sie dir mitgegeben haben.

Liebe Semiha, ich bin mir sicher, dass du deinen Weg gehen wirst. Es sollte DEIN Weg sein, denn es ist DEIN Leben. Und wir alle haben nur dieses eine Leben.
Ich drück dich.
Liebe Grüße
Scarlet
 

Semiha

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Huhu du Liebe,

nun in meinem Strang. :)




Ich habe einen Mann aus dem gleichen Kulturkreis meiner Mutter geheiratet. Die Heirat war aber aus gegenseitiger Liebe. Nur war dieser Mann aufgrund seiner nicht- religiösen und grundsätzlich sehr offenen Weltanschauung für meine Mutter nicht akzeptabel. Es gab daher sehr viele Spannungen und immer wieder Versuche, sich in unser Leben, unsere Ehe und die Erziehung unserer Kinder einzumischen.

Vielen Dank für deine Bereitschaft, so offen darüber zu sprechen. <3


Ich habe viele Jahre versucht, einen Spagat zu schaffen aber leider vergeblich. [...] Da musste ich die Reissleine für mich, meine Kinder und meine Ehe ziehen und habe den Kontakt zu meinen Eltern komplett abgebrochen.
[...] Es gab dann 15 Jahre keinen Kontakt.

Als du dann beschlossen hattest, aufgrund deiner angeschlagenen Gesundheit und der Einmischung deiner Mutter den Kontakt zu deinen Eltern zu unterbinden, wie stand dein Mann zu dem Ganzen? Also, wie hat er darauf reagiert, dass du den Kontakt zu deinen Eltern abbrechen wolltest? Hat er es befürwortet, weil er gemerkt hat, dass es dich an deine Grenzen getrieben hat, hat er sich da eher rausgehalten bzw. bedeckt gehalten, weil er fand, dass er quasi nicht das Recht hat, sich in deine Familienangelegenheiten einzumischen oder hat er es als zu drastisch bzw. ‚übertrieben‘ empfunden und sich dadurch eher auf ihre Seite geschlagen?
Und als ihr dann 15 Jahre keinen Kontakt hattet, da gab es keinerlei Versuch deiner Eltern, dich zu kontaktieren? Haben sie denn in dieser Zeit ihre Anteile in der Geschichte, wie es gekommen ist, erkannt oder haben sie dir die Schuld zugeschoben?
Für deine bzw. eure Kinder muss das ja auch total schmerzhaft gewesen sein, oder? Haben sie mal gefragt, warum sie die Großeltern mütterlicherseits nicht sehen können bzw. warum diese euch nicht besuchen? Wie hast du bzw. habt ihr es ihnen erklärt?

Erst als mein Vater im Sterben lag, habe ich ihn über einen anderen Angehörigen fragen lassen, ob er mich sehen möchte und das wollte er. Ich hatte daraufhin auch erfahren. dass auch meine Mutter schwer krank war und dann nach dem Tod meines Vaters auch mit ihr wieder 2 Jahre Kontakt, bis auch sie dann verstarb.

Wie war denn euer Wiedersehen nach der 15-jährigen Funkstille? Haben sie sich gefreut, dich wiederzusehen? Haben sie dir gegrollt? Oder haben sie sich selbst deswegen gegrollt und Vorwürfe gemacht?

Für mich war es wichtig, am Ende noch einen Abschluss mit meinen Eltern gefunden zu haben, wobei dies nicht bedeutet, dass ich meine Entscheidung des 15 jährigen Kontaktabbruchs bereut habe.
Ich verstehe. Es ist vollkommen legitim, finde ich, dass du deinen Frieden damit gefunden hast bzw. machen konntest.

Das hast du wirklich, wirklich sehr tiefgreifend reflektiert. Ich glaube, genau hier kann ein Schlüssel für dich liegen.
Der Schlüssel liegt hier in der Ambivalenz. Die Eltern lieben, ihre Werte anerkennen, ihnen im Herzen nahe sein und dankbar sein und dennoch den eigenen Weg gehen ( müssen), für sich. Es schaffen, beides in sich zu tragen und beidem (!) Raum zu geben.
Das hat auch etwas damit zu tun, sich selbst zu verzeihen, obwohl ich hier keine Schuldfrage sehe. Aber ich schreibe das Wort „ verzeihen“ weil dein innerer Konflikt auf der Frage „ Darf ich mein eigenes Glück über das Glück meiner Familie/ Gemeinschaft stellen“ , letztendlich das Wort „ Schuld“ auch einschließt.
Es schließt aber auch ganz viele andere Begriffe mit ein wie Liebe, Freiheit, Selbstverwirklichung, Geduld, Verzeihen.

Oh, Scarlet, das hast du so, so schön geschrieben – weiß gar nicht, was ich darauf schreiben könnte, verzeih mir bitte; bin gerührt und kann ganz, ganz viel für mich daraus mitnehmen – vielen, vielen Dank. <3


Ich glaube, deine Eltern wären sehr stolz darauf, das zu lesen, denn es beweist ja, dass sie in dir eine sehr einfühlsame und intelligente Tochter haben und irgendwie ist das ja auch der Verdienst deiner Eltern, dem, was sie dir mitgegeben haben.

Hmm, meinst du? Manchmal bezweifle ich, dass sie je stolz auf mich sein könnten, wenn ich ihnen DAS antue, aber ja, so, wie ich geworden bin, bin ich teilweise auch durch sie geworden – da hast du Recht.

Liebe Semiha, ich bin mir sicher, dass du deinen Weg gehen wirst. Es sollte DEIN Weg sein, denn es ist DEIN Leben. Und wir alle haben nur dieses eine Leben.
Ich drück dich.

Ich danke dir ganz herzlich, du Liebe.

Fühl dich ganz lieb von mir zurückgedrückt. <3

Semiha~
 
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Semiha

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Sorry, dass das mit dem Zitieren teilweise nicht geklappt hat in meinem vorherigen Beitrag – hoffe, man kann es beim Lesen dennoch nachvollziehen. :)



~~~~~~~~~~~~~~
Gerne wollte ich noch die Gelegenheit nutzen, ein kleines Update zu schreiben. :) Mittlerweile befinden wir uns tatsächlich offiziell in einer Beziehung. Wir haben es nicht explizit ansprechen müssen – es hat sich einfach so ergeben. Ich bin über glücklich darüber. <3 Er ist so ein fürsorglicher, empathischer und wundervoller Mensch und ich bin so dankbar und froh, dass ich ihn in meinem Leben hab. <3



Es gehen damit aber auch gewisse Aspekte einher, die ich bei mir beobachten konnte:

Zunächst habe ich bei mir beobachtet, dass es mir sehr schwerfällt, liebgemeinte Worte von ihm bzw. seine Komplimente anzunehmen. Ich kann nicht so gut mit Worten umgehen, die für mich bestimmt sind. Sie machen mich verlegen und ich zweifele an ihrer Richtigkeit. Nicht, weil ich meinem Gegenüber Unaufrichtigkeit unterstellen würde, sondern weil ich bezweifele, dass ich sie ‚verdient‘ habe oder ihnen gerecht werden kann. Ich weiß aber, dass das mit meiner eigenen Wahrnehmung und meinem Selbstwert zu tun hat; dass ich lernen sollte, mich selbst zu lieben bzw. wertzuschätzen. Ich möchte das auch, weil ich nicht will, dass er sich vor den Kopf gestoßen fühlt oder durch meinen unbeholfenen Umgang mit seinen lieben Worten verletzt wird. Manchmal weiß ich nur nicht, wie ich das mit der Selbstliebe handhaben soll – reicht es, Artikel dazu zu lesen und daraus erlangte Strategien/Tools anzuwenden? Wie dringe ich am besten zu dem vor, was es mir erschwert, mir selbst im Weg zu stehen, um mich liebzuhaben?



Dann ist es noch so, dass ich bzgl. Intimität noch ein eher unbeschriebeneres Blatt bin. Ich habe auf dem Gebiet kaum Erfahrungen. Ich empfinde ihm gegenüber diesbezüglich zwar Unsicherheit und leichte Hemmungen, weil er eben mehr Erfahrungen in dem Bereich hat, gleichzeitig ist sein wertschätzender, bedachter Umgang mit mir und meinen geringen Erfahrungen so rücksichtsvoll und einfühlsam, dass ich die Angst und Unsicherheit schnell ablegen kann. Er ist so der Erste, bei dem ich mir wirklich vorstellen kann, mit ihm in dieser Hinsicht Gemeinsames zu erleben. Allerdings sind da auch immer alte Denkmuster, bedingt durch die Erziehung bzw. das Elternhaus, die es mir erschweren, mich gänzlich fallenzulassen. S... ist in meinem Elternhaus eher stiefmütterlich behandelt worden, aufklären mussten wir uns selbst bzw. wurden wir durch Schule und Medien. Ich weiß nun nicht, ob es nur daran liegt oder auch an mir, aber ich habe ein seltsames Verhältnis zu S... Ich habe vor der Begegnung mit ihm gedacht, dass es was Sündhaftes und Verbotenes ist. Erst durch ihn habe ich einen entspannteren Umgang dazu kennenlernen dürfen und empfind S... nicht mehr als was Böses oder Verbotenes, sondern als was Schönes und Natürliches mit jemandem, den ich liebhab. Das Problem ist halt, dass es oft noch schwerfällt, den Kopf abzuschalten, sodass ich mich dann auch am Ende nicht ganz fallen lassen kann, sprich, beim Höhepunkt. Irgendwas in mir sperrt sich noch davor. Gemeinsam sind wir diesbezüglich aber wirklich weiter gekommen und wenn ich meinen Umgang damit von vor bspw. einem Quartal zu heute vergleiche, habe ich da wirklich enorme Fortschritte gemacht.

Diesbezüglich wollte ich fragen, ob es wem evtl. mit S... ähnlich geht, dass ihr quasi erst lernen musstet, es als was Schönes anzunehmen und euch entsprechend fallen lassen zu können? Was hat euch dabei geholfen? Bestimmte Strategien oder einfach der Umgang eures Partners damit?



Zum Schluss ist es noch so, dass ich manchmal zu weit im Voraus denke bzw. plane, dass ich schon zehn Schritte weiter bin, statt den Moment zu genießen. Das merk ich immer, wenn wir über meine Bedenken meiner Familie gegenüber sprechen.

Total rührend finde ich, dass er betont, dass er nicht möchte, dass ich keine Familie hab. Ich betone dann aber, dass wenn ich mich entscheiden müsste, es mir schwer fallen würde, ihn verlassen zu müssen. Einfach, weil er Seiten in mir zum Vorschein gebracht hat, die ich so an mir nicht kenne und dass er so toll mit meinen Unzulänglichkeiten umgeht. Er bittet auch darum, dass ich mich in was wäre, wenn-Theorien nicht verlieren sollte, dass wir schauen, wie es wird, wenn es so weit ist. Das versuche ich auch zu beherzigen, einfach mehr im Hier und jetzt zu sein und die Zeit mit ihm zu genießen. Ggf. hat wer hier auch noch Tipps oder eigene Erfahrungen kundzutun, wie man sich im Hier und Jetzt verankern kann...?



Weil ich so viele Herausforderungen aufgezählt habe, wirkt es evtl. nicht so, aber ich bin insgesamt sehr, sehr glücklich mit der Entwicklung und mit uns. Ich bin echt stolz, dass wir so mit- und aneinander gewachsen sind und dass sich ein Fundament auftut, auf das wir bauen können und das uns helfen kann, noch mehr zusammenzuwachsen. Er ist eine Bereicherung und ich bin so dankbar, dass er mir geschenkt worden ist. <3



Ich bin sehr gespannt, was die Zeit noch so bringt.

Semiha~
 

Semiha

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Huhu ihr Lieben,



dachte mir, ich nutze mal die Gelegenheit, einen Eintrag zu schreiben, wenn ich wieder hier bin. :-) Ich hab versucht, gemäß meines letzten Eintrags, nicht mehr alles so zu zerdenken und den Moment zu genießen. Mit der Zeit sind wir uns emotional und persönlich immer nähergekommen. Auf diese Weise haben wir immer mehr voneinander erfahren können.

Leider bin ich mir bzgl. mancher Aspekte einer Partnerbeziehung total unsicher. Ich hatte zwar schon einmal vor einigen Jahren etwas Beziehungsähnliches, habe es retroperspektiv als meine erste Liebe in der Jugend gedeutet, aber das jetzt mit ihm, das fühlt sich anders an, da ich den Eindruck habe, mittlerweile mehr bei mir zu sein, sodass ich besser darlegen kann, was ich mag und wer ich gerne sein möchte.

Dennoch muss ich den Umgang mit Manchem noch lernen – teilweise hab ich schon in meinem vorangegangenen Eintrag dargelegt, was genau das ist. Hinzu kommt, dass ich bei manchen Beziehungstraditionen nicht so recht weiß, wie das handzuhaben ist. Beispielsweise bzgl. Geschenken.

Ich habe in Erfahrung bringen können, dass er Feste wie Weihnachten oder Geburtstage total gerne mag und wir haben bspw. zu Weihnachten beschlossen, uns gegenseitig etwas zu schenken. Gerne würde ich ihm auch etwas zu seinem Geburtstag schenken, möchte ihn aber auch nicht in Verlegenheit bringen. Wir verdienen beide nicht sehr viel, da wir uns noch im Studium/der Ausbildung befinden und er verdient noch etwas weniger, weil er Raten abbezahlen muss. Ich hatte bei meinem Weihnachtsgeschenk für ihn das Gefühl, dass es ihn zwar sehr gefreut hat, dass er aber gleichzeitig auch ein wenig Unbehagen empfunden hat. Jetzt hab ich den Eindruck, in einer Zwickmühle zu stecken: Einerseits würde ich ihm voll gerne was schenken – er meinte auch, die Geste zählt mehr als alles andere –, andererseits möchte ich nicht, dass er sich schlecht fühlt oder unsere Geschenke miteinander vergleicht und ich schenke wirklich eher um der Freude Willen, nicht, um etwas preislich gleichwertiges zu bekommen; ich empfind das wie er, dass die Geste zählt. Ich tendiere so oder so dazu, ihm was zu seinem Geburtstag zu schenken, hab aber so Angst, ihn dadurch unter Druck zu setzen, weil er sich Daten, z. B. Geburtstage, sehr schlecht merken kann und ich ihn nicht negativ an meinen Geburtstag erinnern möchte, wenn ich ihm zu seinem was schenke. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es nicht ein klitze klitze klein wenig wehtun würde, wenn er meinen Geburtstag vergessen würde, aber gleichzeitig bin ich mit seinen Ecken und Kanten inzwischen vertraut und würde nicht so doll meinen Selbstwert davon abhängig machen, dass er evtl. meinen Geburtstag vergisst. Soll ich das dann auch so vermitteln, wenn ich ihm was zu seinem Geburtstag schenke? Dass es zwar ein wenig schade, aber okay ist, weil ich mit seinen Angewohnheiten inzwischen vertraut bin?

Dann ist noch so die größere Herausforderung für mich die Art unserer Beziehung. Wir führen ja jetzt eine Fernbeziehung, können uns aber beide vorstellen, dies in absehbarer Zeit zu ändern. Wir haben regelmäßig Kontakt und sehen uns, wenn es die Zeit zulässt. Ich finde das okay so. Schwierig finde ich nur, wenn ich mich mit Freunden über ihre und meine Beziehung austausche, dass sie den Vergleich von einer Beziehung vor Ort mit einer Fernbeziehung ziehen. Irgendwie verunsichert mich das etwas, weil ich das Gefühl habe, dass sie das Modell der Fernbeziehung nicht gut finden, weil sie es mit ihrer Beziehung vor Ort vergleichen und dann die Beziehung vor Ort, so scheint mir, als das bessere Beziehungsmodell herausstellen. Deswegen erzähle ich auch nicht so gern von uns, weil ich dann das Gefühl hab, dass sie Erwartungen an mich/uns stellen, z. B., so und so oft muss man sich treffen, wenn man sich wirklich liebt, versteht ihr? Prinzipiell weiß ich, dass alles okay ist, wenn wir beide damit okay sind, aber trotzdem bleibt da eine Art Restverunsicherung...



Soviel zu meinem kleinen Update hier. Frohe Ostern, falls man sich bis dahin nicht mehr schreibt. :-)



Liebe Grüße

~Semiha
 

Semiha

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Hallo,



meine Befürchtung, dass er meinen Geburtstag vergessen könnte, hat sich bewahrheitet. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir das nichts ausmacht, es ist schon schade, aber ich möchte mich nicht in der Enttäuschung darüber verlieren. Ehrlich gesagt bin ich ohnehin nicht großartig im Geburtstagsstimmung gewesen. Da gibt es bei mir momentan Einiges zu bewältigen, weswegen ich nicht dazu gekommen bin, meinen Geburtstag zu feiern/zu genießen. Hinzu kommt, dass ich ja weiß, dass er nicht so viel verdient und es ihm deswegen auch nicht verübele. Tatsächlich hätte ich auch nichts Materielles gewollt. Wenn er mir einen Kuchen gebacken hätte, ganz plakativ gesagt, hätte es mich schon gefreut. Einfach diese Wertschätzung, die er mir dadurch entgegengebracht hätte ... na ja, aber trotz alldem weiß ich ja, dass es keine böse Absicht ist und dass es auch in den Umständen liegt, weswegen es nichts an meiner Entscheidung ändert, ihm etwas zu seinem Geburtstag zu schenken. :) Man wächst da bestimmt mit der Zeit rein und entwickelt einen gemeinsamen Rhythmus hinsichtlich Beziehungsangelegenheiten und der Herausforderungen einer Fernbeziehung. :)



Danke für die Möglichkeit, hier schreiben zu dürfen. Das hilft sehr, Gedanken zu sortieren/strukturieren.

~Semiha
 

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