Semiha
Mitglied
- Registriert
- 1 Aug. 2023
- Beiträge
- 29
Hallo ihr Lieben,
bislang las ich in anderen Strängen still und gespannt mit und konnte durch euren Input so Manches für mich selbst mitnehmen – nun möchte ich mich mit meinem Anliegen an euch wenden, in der Hoffnung, dass ich dafür konkreteren Input erlange, um noch genauer über mich selbst reflektieren zu können.
Prinzipiell hab ich mir nicht mehr allzu große Hoffnung im Bezug zur Liebe gemacht, seitdem mir mal in der Jugend das Herz gebrochen worden ist. Ich habe mich in jemanden verliebt, er ist meine quasi erste Liebe gewesen, aber er konnte es nicht erwidern. Ich trage meinen Part dazu bei, wie es gekommen ist und grolle ihm deswegen nicht – vielmehr bin ich dankbar, dass er und ich zu Ende sind, weil mir seine Halbherzigkeit, denke ich, mehr zugesetzt hätte als unser Cut. Jedenfalls habe ich meinen Frieden damit gemacht und meinen Fokus noch mehr auf Bücher, Schule und Weiterbildung gerichtet – bis heute hält das an.
In der Zwischenzeit hat es viele, schöne Begegnungen gegeben. Manche bekundeten auch tiefere Gefühle der Zuneigung, aber irgendwie hat es bei mir nie so richtig gefunkt.
Dies hat sich schlagartig geändert, als er vor einem halben Jahr in mein Leben getreten ist...
Ich hab nicht gesucht und ihn gefunden. Er ist Mitte, ich Ende 20. Die Kennenlernphase ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber intuitiv spüren wir, dass es in eine Beziehung münden könnte. Wir wohnen in unterschiedlichen Bundesländern und das ändert sich erst einmal berufs- bzw. ausbildungstechnisch nicht, aber wir wären beide zunächst mit einer Fernbeziehung soweit einverstanden.
Die Zeit mit ihm genieße ich sehr. Irgendwie bringt er Seiten in mir zum Vorschein, die bislang verborgen gewesen sind – in seiner Gegenwart fühl ich mich wohl, geschätzt und begehrt. Es macht mir auch keine Angst, mich ihm gegenüber gänzlich zu öffnen, zuzulassen, verletzlich zu sein, wenn ich seine liebevollen Worte und Gesten erwidere.
Inzwischen habe ich gelernt, dass Beziehung Arbeit ist und dass Gefühle einem Wandel obliegen können. Ich möchte bei ihm mein Möglichstes tun, ihn nicht als selbstverständlich hinzunehmen, aber kann natürlich nicht ausschließen, dass Zeit und Umstände gegen uns sein könnten und wir getrennte Wege gehen müssten. Es würde wehtun, keine Frage, aber irgendwie würde das Leben auch weitergehen, denke ich. Durch die Erfahrungen in den letzten Jahren ist mir das bei der Begegnung mit ihm mehr als bewusst geworden. Ich hab ihn gern um mich und weil ich ihn so gern hab, möchte ich, dass er sein Glück findet – auch, wenn es sein könnte, dass sein Glück ihn eines Tages dazu veranlasst, dass wir getrennte Wege gehen.
Letzteres ist als Gedanke oft präsent bei mir und deswegen sind die Begegnungen mit ihm manchmal so bittersüß irgendwie, aber noch mehr beschäftigt mich Folgendes:
Ich habe Angst.
Ich habe Angst vor der Reaktion insbesondere meiner Familie, wenn es dazu kommt, dass sie von ihm erfahren bzw. ihm mal begegnen sollten.
Sie sind eher traditionell und konservativ, weswegen sie sich wünschen, dass ich jemanden heirate, der meiner Kultur entspricht.
Ich habe versucht, ihrem Wunsch zu entsprechen und möchte nicht alle über einen Kamm scheren, aber ich habe, von meiner missglückten Jugendliebe abgesehen, niemanden aus meiner Kultur gefunden, bei dem es passt.
Ich habe ihn gefunden und er entspricht nicht meiner Kultur. Anfangs hat mich das auch etwas geängstigt, aber er ist gut zu mir und ich habe erkannt, dass das Herz keine Grenzen kennt, wenn es sich verliebt hat. In seiner Gegenwart fühle ich mich auch stark genug, zu sagen, dass es mir nichts ausmacht, wenn sie von uns erfahren würden. In diesen Momenten meine ich es auch so, aber in den Momenten, wo ich allein bin, lassen sich die negativen Gedanken daran nicht so leicht vertreiben.
Mir ist bewusst, dass Angst kein guter Ratgeber ist. Eigentlich möchte ich einfach nur glücklich sein. In seiner Gegenwart hab ich das Gefühl, dass es auch so ist, doch dann überschattet die Angst das Glück, weil ich ahne, dass dieses Glück meine Familie unglücklich machen würde und wenn mich diese Angst verzweifelt macht, denke ich manchmal, dass es evtl. besser wäre, zu verzichten, weil ich den Frieden wahren möchte, aber wahre ich dadurch nicht auch die Fassade? Leugne ich dadurch nicht mein Selbst, um es dem Gemeinwohl unterzuordnen?
Bei derlei provokant-herausfordernden Fragen wiederum denke ich, dass es total egoistisch und undankbar von mir ist, meiner Familie gegenüber so zu denken. Ich spreche auch bspw. mit ihm darüber und er versichert mir sehr glaubhaft und liebevoll, dass es nicht verwerflich ist, den eigenen Wünschen und Empfindungen nachzuspüren, aber ich kann mich da nicht so gut drauf ein- und fallen lassen, weil ich denke, dass ich was Falsches tue, wenn ich tue, was mein Herz möchte und nicht das, was sie möchten.
Das alles ist eine Zerreißprobe für mich, keine Frage, aber ich denke, egal, wie es ausgeht, ich werde daran wachsen und gestärkt daraus hervorgehen können.
Entschuldigt bitte den halben Roman. Ich wäre sehr dankbar für Erfahrungsberichte: gibt es wen, der oder die auch schon einmal Ähnliches hatte durchstehen müssen? Wenn ja, magst du mir davon erzählen? Ich wäre euch sehr verbunden – für jedweden Input und bedanke mich fürs Lesen.
Herzlichst
Semiha
bislang las ich in anderen Strängen still und gespannt mit und konnte durch euren Input so Manches für mich selbst mitnehmen – nun möchte ich mich mit meinem Anliegen an euch wenden, in der Hoffnung, dass ich dafür konkreteren Input erlange, um noch genauer über mich selbst reflektieren zu können.
Prinzipiell hab ich mir nicht mehr allzu große Hoffnung im Bezug zur Liebe gemacht, seitdem mir mal in der Jugend das Herz gebrochen worden ist. Ich habe mich in jemanden verliebt, er ist meine quasi erste Liebe gewesen, aber er konnte es nicht erwidern. Ich trage meinen Part dazu bei, wie es gekommen ist und grolle ihm deswegen nicht – vielmehr bin ich dankbar, dass er und ich zu Ende sind, weil mir seine Halbherzigkeit, denke ich, mehr zugesetzt hätte als unser Cut. Jedenfalls habe ich meinen Frieden damit gemacht und meinen Fokus noch mehr auf Bücher, Schule und Weiterbildung gerichtet – bis heute hält das an.
In der Zwischenzeit hat es viele, schöne Begegnungen gegeben. Manche bekundeten auch tiefere Gefühle der Zuneigung, aber irgendwie hat es bei mir nie so richtig gefunkt.
Dies hat sich schlagartig geändert, als er vor einem halben Jahr in mein Leben getreten ist...
Ich hab nicht gesucht und ihn gefunden. Er ist Mitte, ich Ende 20. Die Kennenlernphase ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber intuitiv spüren wir, dass es in eine Beziehung münden könnte. Wir wohnen in unterschiedlichen Bundesländern und das ändert sich erst einmal berufs- bzw. ausbildungstechnisch nicht, aber wir wären beide zunächst mit einer Fernbeziehung soweit einverstanden.
Die Zeit mit ihm genieße ich sehr. Irgendwie bringt er Seiten in mir zum Vorschein, die bislang verborgen gewesen sind – in seiner Gegenwart fühl ich mich wohl, geschätzt und begehrt. Es macht mir auch keine Angst, mich ihm gegenüber gänzlich zu öffnen, zuzulassen, verletzlich zu sein, wenn ich seine liebevollen Worte und Gesten erwidere.
Inzwischen habe ich gelernt, dass Beziehung Arbeit ist und dass Gefühle einem Wandel obliegen können. Ich möchte bei ihm mein Möglichstes tun, ihn nicht als selbstverständlich hinzunehmen, aber kann natürlich nicht ausschließen, dass Zeit und Umstände gegen uns sein könnten und wir getrennte Wege gehen müssten. Es würde wehtun, keine Frage, aber irgendwie würde das Leben auch weitergehen, denke ich. Durch die Erfahrungen in den letzten Jahren ist mir das bei der Begegnung mit ihm mehr als bewusst geworden. Ich hab ihn gern um mich und weil ich ihn so gern hab, möchte ich, dass er sein Glück findet – auch, wenn es sein könnte, dass sein Glück ihn eines Tages dazu veranlasst, dass wir getrennte Wege gehen.
Letzteres ist als Gedanke oft präsent bei mir und deswegen sind die Begegnungen mit ihm manchmal so bittersüß irgendwie, aber noch mehr beschäftigt mich Folgendes:
Ich habe Angst.
Ich habe Angst vor der Reaktion insbesondere meiner Familie, wenn es dazu kommt, dass sie von ihm erfahren bzw. ihm mal begegnen sollten.
Sie sind eher traditionell und konservativ, weswegen sie sich wünschen, dass ich jemanden heirate, der meiner Kultur entspricht.
Ich habe versucht, ihrem Wunsch zu entsprechen und möchte nicht alle über einen Kamm scheren, aber ich habe, von meiner missglückten Jugendliebe abgesehen, niemanden aus meiner Kultur gefunden, bei dem es passt.
Ich habe ihn gefunden und er entspricht nicht meiner Kultur. Anfangs hat mich das auch etwas geängstigt, aber er ist gut zu mir und ich habe erkannt, dass das Herz keine Grenzen kennt, wenn es sich verliebt hat. In seiner Gegenwart fühle ich mich auch stark genug, zu sagen, dass es mir nichts ausmacht, wenn sie von uns erfahren würden. In diesen Momenten meine ich es auch so, aber in den Momenten, wo ich allein bin, lassen sich die negativen Gedanken daran nicht so leicht vertreiben.
Mir ist bewusst, dass Angst kein guter Ratgeber ist. Eigentlich möchte ich einfach nur glücklich sein. In seiner Gegenwart hab ich das Gefühl, dass es auch so ist, doch dann überschattet die Angst das Glück, weil ich ahne, dass dieses Glück meine Familie unglücklich machen würde und wenn mich diese Angst verzweifelt macht, denke ich manchmal, dass es evtl. besser wäre, zu verzichten, weil ich den Frieden wahren möchte, aber wahre ich dadurch nicht auch die Fassade? Leugne ich dadurch nicht mein Selbst, um es dem Gemeinwohl unterzuordnen?
Bei derlei provokant-herausfordernden Fragen wiederum denke ich, dass es total egoistisch und undankbar von mir ist, meiner Familie gegenüber so zu denken. Ich spreche auch bspw. mit ihm darüber und er versichert mir sehr glaubhaft und liebevoll, dass es nicht verwerflich ist, den eigenen Wünschen und Empfindungen nachzuspüren, aber ich kann mich da nicht so gut drauf ein- und fallen lassen, weil ich denke, dass ich was Falsches tue, wenn ich tue, was mein Herz möchte und nicht das, was sie möchten.
Das alles ist eine Zerreißprobe für mich, keine Frage, aber ich denke, egal, wie es ausgeht, ich werde daran wachsen und gestärkt daraus hervorgehen können.
Entschuldigt bitte den halben Roman. Ich wäre sehr dankbar für Erfahrungsberichte: gibt es wen, der oder die auch schon einmal Ähnliches hatte durchstehen müssen? Wenn ja, magst du mir davon erzählen? Ich wäre euch sehr verbunden – für jedweden Input und bedanke mich fürs Lesen.
Herzlichst
Semiha