Ich hab jetzt ein paar Tage überlegt ob ich meine Gedanken hier schreiben soll oder nicht. Es sind nämlich keine Schönen… Da aber mein Therapeut 2 Wochen im Urlaub ist müsst ihr herhalten
Ich bin ein Mensch, der zu seinen Prinzipien steht. Immer. Werte wie Loyalität, Verantwortung und Integrität stehen bei mir an erster Stelle. Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen ist für mich eine der wichtigsten Charaktereigenschaften.
Mein gesamtes Umfeld – Freunde, Familie, Kollegen – ist so geprägt. Wer etwas übernimmt, zieht es durch. Wer etwas tut, steht dafür grade, auch wenn es unangenehm ist. Wird der Weg steinig, werden Möglichkeiten gesucht, diese Steine aus dem Weg zu räumen. Manchmal auch mit nem Schritt zurück, um vielleicht einen Trampelpfad um die Steine herum zu finden, an dem man in der Eile vorbeimarschiert ist.
Wer schwach ist, wer nicht zu seinen Worten steht, wer keine Verantwortung für sein Handeln übernimmt hat in meinem Leben nichts verloren. Durch mein Studium, Job, etc. habe ich sehr sehr viele Menschen kennengelernt, von denen viele hinten runtergefallen sind. Umfaller halt. Mit solchen Personen möchte ich nichts zu tun haben.
So, jetzt habe ich es mit einer Ex zu tun, die sich als genau solche Person entpuppt hat.
Sie hat keine Verantwortung für ihr Handeln übernommen. Sie hat im vollen Bewusstsein eine Familie gegründet, ein Kind bekommen, ein Haus gebaut, geheiratet (in guten wie in schlechten Zeiten). Und dennoch hat sie nach nicht einmal einem Jahr alles hingeschmissen und zieht ihr Ding durch.
Damit meine ich nicht die Trennung selbst. Die war wichtig und richtig, weil wir durch den ganzen Stress (Hausbau, Kind, Hochzeit, etc.) in einen negativen Strudel geraten sind. Wir brauchten Abstand um wieder klarer zu sehen. Um wieder zu uns zu finden.
Damit meine ich die Zeit nach der Trennung. Sie hat nichts unternommen, um etwas an der Situation zu verändern. Sie hat weder reflektiert, nachgedacht oder einen Schritt zurück gemacht. Im Gegenteil. Sie ist mit Vollgas in ihr neues, „tolles“ Leben gerannt.
Sie lebt jetzt ein Pipi Langstrumpf Leben, „ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“. Realistätsfremd, ohne Plan, keine Zukunftsaussichten, null Perspektive.
Sie hat ihren Worten keine Taten folgen lassen. Im Gegenteil. Sie handelt seit rund einem Jahr so, wie sie es „niemals machen würde“ (ihre Worte, in den ersten Jahren der Beziehung).
Ob es mit uns nochmal was geworden wäre? Keine Ahnung, spielt für mich aber auch keine Rolle. Fakt ist, dass sie nichts dafür getan hat.
Das Problem für mich: Ich habe vor dieser Person jeglichen Respekt verloren. Jeglichen. Bei den Kindsübergaben kann ich ihr nicht in die Augen schauen. Das löst in mir Gefühle von… keine Ahnung, aber positiv sind die nicht.
Ein Charakterwrack.
Normal ein Mensch, inzwischen auch als meine Ex, den ich einfach links liegen lassen würde.
Wenn da meine Kleine nicht wäre…
Mir wird es manchmal schlecht, wenn ich daran denke, dass a) mein Kind davon etwas abbekommen könnte und ich b) durch das Kind nun mein Leben lang an diese Person gebunden bin.
Düstere Aussichten.
Eine scheiß Situation, gute Miene zum bösen Spiel machen zu müssen. Nicht in der Lage zu sein, sich von jemandem abwenden zu können, vor dem man kein bisschen Achtung mehr hat. Am Ende sogar noch davon abhängig zu sein.
Die Beraterin letzten Mittwoch hat mir klar eine „zero contact“-Politik geraten. Kein Wort über die professionelle Elternebene hinaus. Nur Absprachen.
Das mache ich bereits seit 5-6 Wochen, es hilft nur nichts. Nicht für mich. Es ist nicht der Kontakt. Es ist das Wissen, dass ich mich mit ihr „gutstellen“ muss. Immer.
Mir läuft es kalt den Rücken runter, wenn mal die ersten richtigen Probleme mit der Kleinen auftauchen. Kindergarten, Schule, Freunde. Diskussionen mit ihr? Keine Chance. Nachdenken über eine andere Meinung? Utopie.
Das werden schwere Zeiten.