Der Begriff Stalking wird im Forum häufig benutzt, wenn man häufig die sozialen Medien des Exes überprüft. Deshalb wird der Begriff hier vielleicht etwas inflationär gebraucht. Ich muss den Einschätzungen der anderen aber leider zustimmen: Übergriffig ist das schon, weil du nicht akzeptierst, dass sie dich gerade nicht sehen und hören möchte. Dass du bei solchen Aktionen zusätzlich verletzt wirst, weil nicht die erwartete Reaktion kommt, hast du jetzt ja leider auch schon zwei Mal zu spüren bekommen.
Von mir aus können wir uns gern auf den Begriff "übergriffig" einigen. Denn letztlich hab ich versucht sie zu kontaktieren, obwohl von ihrer Seite kein Interesse daran zu bestehen scheint. Ich habe gestern noch viel über mein Verhalten nachgedacht, mich auch gefragt woher das kommt und inwieweit das "übergriffig" war.
Letztlich stimmt es, dass ich sie gegen ihren Willen kontaktiert habe. Und egal, ob ich ihre kalte und abweisende Art nicht verstanden habe, egal, dass sie mir keine Möglichkeit gegeben hat ein abschließendes Gespräch zu führen und in Frieden auseinander zu gehen, und auch egal, dass sie mit ihrer damaligen Entblockerei irgendein was für auch immer geartetes Interesse und Gedanken an mich hatte - ich hätte es einfach akzeptieren müssen, dass sie von sich aus keinen Schritt auf mich zugegangen ist.
Ich will keine Entschuldigungen für mein Verhalten suchen, aber ich hab mich gestern auch gefragt, woher mein Drang kam mich trotz allem bei ihr zu melden. Ich glaub eine große Erklärung ist wie die letzte Trennung gelaufen ist: Damals war ich zwar nicht blockiert, aber auch da gab es eine ganze Zeit, in der sie mich und meine Nachrichten / Anrufe ignoriert hatte. Nachdem wir uns wieder angenähert hatten, erzählte sie mir, dass sie in der kontaktlosen Zeit, wenn sie morgens wach wurde und einen verpassten Anruf oder eine Nachricht von mir sah, beruhigt war. ("Ray, wenn ich morgens die Augen aufgemacht habe, und gesehen habe, dass da was von dir ist, dann wurde ich schlagartig ruhiger. Mir hat das gut getan.")
Dass es damals natürlich deswegen so war, weil sie dadurch Sicherheit bekommen hatte und wusste, dass ich weiter in ihrem Orbit bin, ist mir bewusst.
Worauf ich hinaus will: Auch damals gab es ihrerseits (wenn man das Blockieren jetzt mal außen vor lässt) viele Zeichen, dass sie nichts von mir hören will. Und nachdem sie mir dann mit etwas Abstand erzählt hatte, was damals in ihr vorging, wusste ich zwar, dass ich mir im Sinne eines EB keinen Gefallen getan hab, weil ich ihr Sicherheit gegeben hatte, aber ich hatte eben auch "gelernt", dass sie meine Versuche nicht als "übergriffig" und nervend wahrgenommen hat.
Die damalige Erfahrung hat denke ich einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich dieses Mal den Impulsen nicht standhalten konnte, weil ich mich in die Vergangenheit flüchten konnte und mir gesagt hab: "Eigentlich ist es ja wie damals. Nur das Blockieren ist on top gekommen. Damals fand sies ja auch nicht schlimm."
Mir geht es nach gestern etwas besser. Denn obwohl ich an dem Punkt angekommen bin, wo ich mir gegenüber ehrlich sage, dass ich sie trotz aller Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht hätte kontaktieren dürfen, und das egoistisch war, hab ich viele extreme Situationen aus der Vergangenheit auch nochmal lange reflektiert und viel darüber geredet.
Natürlich gehören zu einer Trennung immer 2 Menschen, und es gab sicherlich die ein oder andere Situation, in der auch ich mich nicht optimal verhalten habe. Aber es gab eben auch viele Situationen, in denen ich egal was ich versucht habe, keine Chance hatte, weil sie offensichtlich nicht dazu willens und in der Lage war, an einer Konfliktlösung zu arbeiten,sondern durch ich Verhalten zum Ausdruck gebracht hat, dass es ihr vorrangig um Verletzungen und Anfeindungen ging:
- Es gab Streits, bei denen ich ihr gesagt habe: "Hey, lass uns nicht streiten wegen sowas. Ich liebe dich!" Ihre Reaktion war in dem Moment: "Ray, ich hab das Gefühl, dass du mich manipulieren willst. Warum sagst du mir, was du für mich empfindest. Hab das Gefühl, du willst mich damit besänftigen. Ich komm damit klar, weil du mir damit das Gefühl gibst, du willst dich nicht mit meinem Gefühl auseinander setzen." Ich wollt einfach deeskalieren, und am Ende war ich an einem Punkt, an dem ich mich in gewissen Situationen fragen musste, ob es ok ist ihr was Liebes zu sagen, oder ob ich befürchten muss, dass sie mir selbst daraus einen Strickt dreht. Das war toxisch, denn wenn ich mir Gedanken darüber machen muss, ob mir sogar lieb gemeintes feindselig ausgelegt wird, dann ist das etwas, das nicht in eine Beziehung gehört.
- Es gab (Streit-)Situationen, die waren so emotional, dass einer von uns geweint hat. Als ich mal mit Tränen in den Augen vor ihr saß, hat sie gegrinst. Darauf angesprochen, sagte sie mir, dass das nichts mit der Situation zu tun hätte, sie an was anderes denken musste. Mal völlig egal, ob das die Wahrheit war: So ein Grinsen im Gesicht hat aus meiner Sicht nichts in einer Beziehung zu suchen, wenns dem anderen schlecht geht. Das ist ein fürchterlich großes Zeichen für mangelnde Empathie und aus meiner Sicht auch dafür, dass sie es in gewisser Weise auch lustig fand mich so zu sehen. Ich drück das mal hart aus: Normale, mitfühlende Menschen tun sowas nicht.
- Wenn alles OK zwischen uns war, und ich sie mit einem Besuch und Blumen überrascht habe, war ich der tollste Mensch der Welt. Wenn es Streits gab, und ich mich am nächsten Morgen ins Auto gesetzt habe, um zu ihr zu fahren und den Streit zu klären, lief es aber so ab: Sie öffnet die Tür, faltet mich aggressiv zusammen, dass ich ohne Bescheid zu sagen gekommen bin und dass ich grenzüberschreitend wäre. Das ist für mich ne Doppelmoral. In guten Zeiten war es ok, und in schlechten war ich plötzlich übergriffig. Es ging nur darum mich in den Momenten zurechtzuweisen und mich klein zu machen. Anstatt zu sagen "Wie toll - mein Freund hat sich ins Auto gesetzt und ist extra zu mir um das Thema zu klären. Schöne Geste!", hat sie mir das grundsätzlich maximal schlecht ausgelegt.
- Unser emotionalster Streit: von ihrer Seite aus fliegen Sätze wie "Verpiss dich!" und Provokationen in meine Richtung. Anstatt direkt zu gehen, sag ich ihr "Es tut mir weh wie du mit mir redest. Das ist extrem verletzend." Weil da massiv verletzende Dinge gekommen sind, die ich niemals erwartet hätte, brech ich innerlich zusammen, und hab sogar angefangen zu zittern. In dem Moment, in dem sie das sieht, geht sie auf mich zu, baut sich vor mir auf und sagt in einem maximal aggressiven und provozierenden Ton:" Guck dich mal an Ray! Du hast dich gar nicht unter Kontrolle. Soll ich noch schlimmer werden? Ich kann noch viel gemeiner werden, wenn du willst. Soll ich? Ja? Was willst du dann machen, he? Ausrasten?" Das war ein ganz finsterer Moment. Sie hat gesehen wie sehr sie mich mit ihren Verletzungen trifft, und als sie die Wirkung wahrgenommen hatte, hat sie das Level nochmal erhöht. War wie auf jemanden zu spucken, denn man vorher zusammengeschlagen hat, und der nun am Boden liegt. Ich hatte zwischenzeitlich sogar das Gefühl, dass sie mich um jeden Preis dahinbringen wollte körperlich zu werden. So verletzend und ohne Maß hat sie agiert. Mir war in dem Moment völlig klar, dass ich die dunkelsten Ecken ihres Charakters präsentiert bekommen hatte und das niemals hätte passieren dürfen. Und was hab ich gemacht? Ich hab weiter diskutiert und mich erklärt. Auch hier muss ich für mich ganz klar sagen: Das macht kein normaler und emotional gesunder Mensch in einer Beziehung.
- Sie hat manchmal nicht mal mehr verdeckt agiert, wenn es darum ging Benzin isn Feuer zu gießen: wenn ich sie in guten Zeiten abgeholt habe, sie noch nicht fertig war, dann war es völlig ok, dass ich meine Schuhe nicht auszog, mich auf die Couch setzte zum warten, und meine Füße auf ihrem (echt schön gammeligen) Teppich standen. Wenn ich zu ihr fuhr, um Streit zu schlichten, mich an dieselbe Stelle setzte passierte folgendes: sie guckt mich mit einem aggressiv, strafenden Blick an. Ich frage, was los ist. Ihre Reaktion (super giftiger ekelhafter Ton) : "Muss das echt sein, dass du mit deinen Schuhen auf dem Teppich bist?!" Meine Antwort: "Was soll denn das jetzt? Das stört dich doch sonst auch nicht. Warum jetzt? Das sieht so aus, als würdest du einfach nur grundlos weiter Stress machen wollen. Warum können wir nicht vernünftig miteinander reden?" Und sie erwiderte ohne mit der Wimper zu zucken:" Stimmt, sonst stört mich das nicht. Aber JETZT stört es mich extrem!! " Sie wusste was sie da macht. Aber es war ihr egal. Sie hat ungeniert Brandstifter gespielt - und zwar in vielen Momenten. Sie war nicht dazu in der Lage sich zu regulieren.
Sie wollte in so vielen Momenten einfach Kampf. Sie wollte, dass es Verletzungen gibt. Sie wollte, dass es weh tut und hässlich wird. Um jeden Preis.
Natürlich ist es auch vorgekommen, dass sie sich nachträglich entschuldigt hat. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass sie sich auch nur annähernd darüber bewusst ist, welch zerstörerisches Ausmaß und wie antisozial und bedenklich diese Verhaltensweisen sind. Mag auch daran liegen, dass Entschuldigungen immer mit einem "So bin ich eigentlich gar nicht. Aber du machst mich so wütend in diesen Momenten."garniert wurden, und mir damit letztlich die Schuld daran gegeben wurde, dass sie sich nicht unter Kontrolle hat.
Nochmal: Ich will mich nicht als denjenigen darstellen, der alles richtig gemacht hat. Für meine Fehltritte hab ich mich immer aufrichtig entschuldigt und mich selbst auch nicht mit Kritik verschont. Aber diese Momente hatten einfach eine andere Qualität. Und das waren Momente, in denen ich sie nicht angegangen bin. In denen sie keinen Grund hatte auf diesem Niveau zu agieren.
Und rückblickend betrachtet war in diesen Situationen auch ein Niveau erreicht, bei dem ich viel früher hätte sagen müssen: "Das geht nicht mehr. Denn das zeigt ihren wahren Charakter und vermutlich auch wie groß ihre Probleme tatsächlich sind. Das werde ich niemals ändern können." Und vielleicht hätte ich auch so weit gehen müssen, dass ich mir sage - und zwar ohne das negativ oder abwertend zu meinen - sie ist "krank", ich werde nichts tun können um ihr helfen zu können.
Aber ich habs einfach immer weiter mitgemacht. Auch weil ich mir gesagt hab "Ray, sie hat halt schlimme Erfahrungen gemacht. Sie kann vielleicht grad (noch) nicht anders." Ich hab immer noch ein bisschen Kraft gefunden, die Hoffnung aufrecht zu erhalten. Auch aus Angst sie zu verlieren - denn das wollte ich ja trotz aller rationalen Klarheit über ihr Verhalten, nie.
Ich will mich nicht als Opfer darstellen. Denn letztlich hat es jeder selbst in der Hand, wie lange er sich zum Opfer macht. Ich habe hier - soweit ich das klar beurteilen kann - aber etliche rote Flaggen ignoriert, und damit dazu beigetragen, dass sie restlos den Respekt verloren hat. Statt mich auch in so extremen Situation, wie ich sie oben beschrieben habe, immer noch zu fragen "Was hätte anders machen können? Hab ich vielleicht etwas getan, dass ihr das Recht gegeben hat, so mit mir umzugehen?" hätte ich meinem Gefühl trauen und sagen müssen: "Hier wurde jetzt eine Grenze unwiderruflich überschritten. Es ist aus."
Ich hab aber die Liebe zu ihr über meine eigene gestellt. Und das ist bedenklich und hätte nie passieren dürfen.
Ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass es immer ein "richtig" oder "falsch" gibt. Es gibt auch Graubereiche. Manchmal geht's nichtmal um "richtig" oder "falsch", sondern einfach darum, dass Menschen unterschiedliche Sichtweisen haben.
Aber, besonders nach dem gestrigen Tag, komm ich an einen Punkt, an dem ich mir zugestehe, zu sagen: Das was in diesen Situationen abgelaufen ist, war eindeutig falsch. Und zwar von ihr.
Der Grund für die Trennung waren unsere ewigen Streitereien, und, dass wir diese nicht abarbeiten konnten (Natürlich mit daraus kleiner werdenden Gefühlen ihrerseits).
Sie hat mir 3 Wochen vor der Trennung noch gesagt : "Ray ich wäre der glücklichste Mensch auf der Welt, wenn wir es schaffen würden, ohne diese heftigen Streitigkeiten auszukommen."
Das ist schön zu hören gewesen - aber, wenn das wirklich so gemeint war, dann macht es einfach nur wahnsinnig traurig im Nachhinein, dass sie nicht dazu in der Lage war zu erkennen, wieviel Gift ihr Verhalten in solche Streits gebracht hat und es so unmöglich wurde, diese Beiseite zu räumen.
Das zog sich wie in den Beispielen durch die Beziehung und endete in dem - immer noch so krass nicht für mich zu verstehenden - Streit wegen des Taxivorschlags von mir, aus dem sie mir eine Unterstellung zauberte, bei der es nicht ausreichte ihr immer wieder zu sagen, dass ich sie da nicht übergehen wollte.
Das ist immer noch so unbegreiflich für mich, und es zerreißt mich, dass sie an diesem Gefühl festhielt und daraus der erneute Wunsch nach Abstand und letztlich die Trennung resultierte. Für sie war es am Ende einfach ein weiterer Streit und Beweis ("Guck mal, es ist schon wieder zu einem Streit gekommen! Wir kriegen es einfach nicht hin."), dass es nicht geht. Und für mich der Weltuntergang, weil mir absolut unbegreiflich war und ist, was ich hätte anders machen können. Und warum sie zumindest in diesem Streit nicht an den Punkt kommen konnte, zu erkennen, was da falsch gelaufen ist.
Das macht mein Herz schwer.