Puhh, nach etwas Zeit hat mich Madame Skepsis nun doch aus meiner Mitte gebracht und ich bin jetzt auf eine Art zerfasert, dass mir die Objektivität etwas abhanden gekommen ist. Vielleicht hat hier jemand die Geduld, mir eine zweite Meinung zukommen zu lassen.
Das mit Madame Skepsis war bis vor kurz sehr schön. Manchmal anstrengend ja, aber für mich, und auch für sie, sehr erfüllend. Zugegeben, sie hat regelmäßig eine Shitshow (ihre Worte) veranstaltet und sie initiierte in der Zeit hin und wieder ein Drama. Ich habe es aber als eine Bewegung genommen und respektiert, die zu mehr Nähe aufgelöst werden konnte. Das hat sie auch ein bisschen aus der Kalten erwischt. So gestand sie mir, dass sie das nicht für möglich gehalten hätte, zu dieser Art Nähe fähig zu sein, dass sie sich darin so wohlfühlen könnte etc.
Auch ich bin daran sehr gewachsen. Habe meine Stärke und Sicherheit in einer ruhenden Lässigkeit gefunden und konnte ihren Stürmen standhalten, sie in und nach ihren Hirnfickereien zu mir in die Arme kommen lassen.
Sie ist nicht einfach. Hat extrem schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht. War auch in einer Therapie, ist darin selbstreflektiert und trotz all ihrer Unsicherheit extrem tough. Manchmal harsh über das Ziel hinausschießend, aber das kenn ich auch von mir.
Wir haben uns wegen Arbeit ein paar Tage nicht gesehen. Von ihr kamen kurz davor noch Bekundungen, dass sie trotz ihrer notorischen Zweifelei, an dem, was zwischen uns sei, nicht zweifelt. Dass sie noch nie jemanden lieber geküsst hätte.
Nun das Ding:
Sie hat mir über nun schon zwei Wochen mitgeteilt und gefragt, wie ich das einschätze - einer ihrer Chefs flirtet mit ihr; mit hier und da leicht sexuellem Unterton. Ich habe ihr gesagt, dass sie eine erwachsene Frau sei und das entsprechend handhaben kann, da es sonst nicht aufhört und sehr schnell unangenehm werden kann. Habe mir nichts weiter dabei gedacht, da sie es selbst als unangebracht einstufte, als etwas Nerviges - auch wenn sie ihn generell attraktiv findet. Vielleicht ist es ja auch nur seine Art. Kann schon sein.
Nun war das aber auf einmal, wir hatten uns drei Tage nicht geshen, von ihr so dargestellt, dass es ihr ja eigentlich auch gefällt. Dass er bei ihr schon die richtigen Trigger bedient. Dass sie sich dem nicht so richtig entziehen kann. So als würde das Universum sie testen, ob sie so blöd ist, sich nochmal auf etwas einzulassen, was nur in einer weiteren Shitshow für sie endet. Sie hat damit vor mir koketiert. Mir Nachrichten gezeigt, in denen sie in ihrer Response noch Öl ins Feuer kippte.
In mir gingen die Alarmglocken an. Ich wurde still und habe mir das angehört.
Ich habe aus einer geschwächten Position, weil verletzt, mich dummerweise so gezeigt. Darin etwas ausgeteilt und - was mir nun nachhängt - etwas Druck aufgebaut und Ansprüche gestellt, Vertrauen in Frage gestellt. Sie hat daraufhin einen Kontext gegeben, der mich beruhigte. Für mich war die Sache dann geklärt. Bin null nachtragend. Bin aber auch nicht gerade stolz auf die ein oder andere Sache, die ich so von mir lies.
Wir waren dann auch wieder zärtlich zueinander. Auch insgesamt - ich schreie nicht rum. Bleibe ruhig aber entschieden. Und sie wollte auch immer wieder in meine Arme und bat mich, doch nicht beleidigt zu sein, nicht so viel darüber zu denken.
Dann Tags darauf - Pfingstwochenende. Ich dachte, wir machen was. Sie wollte früh noch etwas arbeiten, und so hatte ich mich entspannt Mittags mal gemeldet. But Nope - silent treatment. Auf mein Anschreiben ein flapsige kleine Klatsche. Ich habe mich darin klein gemacht, da ich etwas geschockt war.
Hier der Verlauf:
Samstag:
Ich:
Kannst Du dich ausgeschlafen etwas entspannen? Machst du was schönes? ...Ich hoffe doch sehr
Abends um 21 Uhr
Ich:
Alles OK bei dir? Stress? KO?
Sie (eine Stunde später):
Ja ich hab heute einfach gern mal meine Ruhe.
Ich:
Hm, okay. Dich zu nerven lag mir fern
(Ja, da hab ich mich klein gemacht
)
Sonntag:
Ich:
XY, ein leiser Gruß von mir, eine stille Berührung. Willst du noch etwas Ruhe?
Sie (2h später):
Hey, ja. Ich habe noch ein paar Sachen fertig zu machen und muss mich auf nächste Woche vorbereiten... das wird anstrengend.
Ich:
Ok, gutes Gelingen. ...und ne kleine Sonnenblume (Sunflower-Emoji).
(Ja, da hab ich mich noch kleiner gemacht
)
Dann wieder nichts. All unsere leichte Kommunikation ausgelöscht. Montag dachte ich mir, das geht nicht. Ich will nicht in diesem Zustand sein. Wenn was ist, soll sie es sagen. Also habe ich geschrieben, in der Hoffnung darin auch wieder etwas verlorene Machtbalance herzustellen, bevor ich mich meinem Zeugs widme und sie in Ruhe lasse:
Montag:
Ich:
Hey XY, für mich hatte sich die Situation mit unserer letzten Begegnung eigentlich geklärt - ich habe aber das Gefühl, dir hängt da was nach? Wenn ja, lass uns das aus der Welt schaffen. Hast Du morgen Abend Zeit?
Sie (gleich darauf):
Es hat nicht direkt was mit nachhängen zu tun, sondern auch mit ein bisschen Ruhe in alles reinkriegen. Und die hatte ich einfach wenig. Ich habe morgen Abend leider keine Zeit. Da kommen 19 und 20 Uhr noch zwei Leute wegen des Zimmers.
Ich:
Kann ich gut verstehen, dann sortier dich erstmal.
Sie:
Wie war der Geburtstag von XY?
(Der war Abends zuvor. Sie wollte und konnte nicht mit, auch weil da evtl. meine Ex auftauchen könnte, was ich aber für sehr unwahrscheinlich hielt. Wegen der hatte sie auch mal ein Riesenfass aufgemacht. Wunder Punkt.)
Ich:
Gut und lang. War ne gemütliche kleine Runde. ...und viel Wein.
So, und nun ist Mittwoch. Ich lass sie natürlich ganz in Ruhe. Cool wäre gewesen, wenn sie das gleich zu Beginn kommuniziert hätte. Kann man ja auch machen, ohne dass es weird ist. Haben wir auch schon gemacht, also gesagt: hey, heute nicht, ich brauch ein bisschen Me-Time. Aber das hier fühlt sich nach etwas anderem an. Das fühlt sich für mich nicht gut an. Ich finde es ein bisschen arg, vielleicht auch abgebrüht. Sie schafft Distanz, weiß wahrscheinlich sehr genau, dass mich diese Art trifft. Ich fühle mich abgestraft. Wenn sie das jetzt noch ne Woche weiter so fährt, habe ich das Gefühl nen Cut setzen zu müssen. Einfach auch, um mich selbst zu schützen. Der Gedanke macht mich aber auch fertig. Sie ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich weiß auch, dass das umgekehrt auch der Fall ist.
Kann es denn wirklich sein, dass nach all den von ihr ausgelegten Bananenschalen, über die ich bisher nie gestolpert bin, nun, da ich einmal ausgerutscht bin und mich in einer schwachen Position zeigte, alle Attraktivität flöten geht?
Klar, ich mache jetzt nichts mehr in ihre Richtung und sollte die Zeit für mich nutzen, mich davon unabhängig machen. Leicht gesagt. Sie schrieb mir mal zu Beginn unseres Kennenlernens, dass sie, sobald ihr jemand emotional gefährlich wird, sich zurückzieht. Dass sie mit Nähe und den dazugehörigen Emotionen schlecht umgehen kann.