und ich glaube, man muss aufpassen, dass man durch diese 'Sterbebettperspektive' nicht zu passiv wird.
Uhh Felis, da sagst Du was. Ich habe mich die letzten Wochen eingehend mit meiner Passivität beschäftigt. Und wie mir das jetzt ein bisschen auf die Füße fällt, zumindest gefühlt.
Mal kurz zusammengefasst:
1) Meine Mutter meinte mal, ich wäre ein völlig selbstzufriedenes Baby gewesen. Hatte nie geschrieen, nicht nach Mama verlangt, wenn nachts aufgewacht , völlig entspannt im Bett stehend in die Dunkelheit hineingelabert. Meine Mutter hatte da etwas darunter gelitten, dass ich mich seit Geburt aufführte, als bräuchte ich keine Eltern. Schwester kam aber gleich hinterher
2) Meine Kindergärtnerin meinte letztes Jahr zu mir, bei ner Zufallsbegegnung, ich wäre das seltsamste Kind gewesen, dass sie da betreut hätte. Nie geschriehen, nichts gebraucht. Ich wäre völlig zufrieden gewesen, meine Umgebung zu beobachten. Hin und wieder hier und dort gezielt eingreifend und mitspielend. Schon Teil einer Gruppe, aber irgendwie doch auch für sich.
3) Im Grundschulzeugnis steht auch sowas drin.
4) Gymnasium war wie surfen. Um Mädels musste ich mich nicht kümmern. Also konnte ich auch da passiv bleiben. Es gab immer welche, die interessiert waren. Und wenn mir eine gefallen hat, bin ich zu der hin und meinte, sie soll bleiben. Meistens war ich aber in unerreichbare Mädels verknallt.
5) Studium genauso. Den Stoff hatte ich recht schnell weggesaugt und mich dann mit anderen Dingen und Fächern beschäftigt. Wenn ich einen Schein brauchte, bin ich zu nem Prof, habe gesagt, für was ich einen Schein brauche, kurz erzählt, womit ich mich beschäftige und gut war. Selbst im Diplom: Zwei Stunden vor öffentlicher Verteidigung habe ich mir nen Joint reingezogen und mich erst mal wieder hingelegt.
6) Geld oder Karriere hatte mich nicht interessiert. Zu tun hatte ich auch so genug, ernähren konnte ich mich auch davon und so habe ich meinen Freiheitsgrad weiter vergrößert und die letzten 10 Jahre ausschließlich gemacht, worauf ich Lust hatte. Mein Verdienst ging runter - aber das war mir egal. Wenn es gereicht hat, war es gut.
7) Exi trennt sich und ich frage mich, wie ich neue Frauen kennen lernen soll. Schulhof, Mensa, Studentenparties etc. gab es ja nicht mehr. Und wirklich ungelogen, spaziert meine Sommeraffaire in mein Zimmer, um meinem Mitbewohner eine Leihgabe zurück zu bringen...
Das hört sich jetzt alles super an - aber ich sehe selbst: So kann es nicht weiter gehen. Ich muss mich da ein bisschen mehr empowern und etwas mehr männliche Macherenergie ins Spiel bringen. Ich habe mir mal Arnies Strang durchgelesen und fand seine Wandlung extrem inspirierend. Und jetzt sagst Du da was mit Passivität und ich fühle mich ertappt wie ein kleiner Junge