Heute Morgen habe ich dann gesehen, dass sie mir mitten in der Nacht geschrieben hatte:
"Ich schicke dir jetzt keine Sprachnachricht zurück, das kommt mir irgendwie unangebracht vor und würde auch den den Rahmen sprengen. Aber ich habe mir die Nacht und den restlichen Rotwein auf Katermagen um die Ohren gehauen und dir einen Abschiedsbrief geschrieben, ist nicht wahnsinnig lang, bitte lies ihn and that's that."
Danach kam ein dreiseitiger Abschiedsbrief, der so anfängt "Danke für deine Abschiedsnachricht. Du hast natürlich in allem Recht, was du gesagt hast, und es tut mir auch unendlich leid, dass es jetzt so enden muss. Ich weiß, dass das dir weder was nützt noch etwas ändert, aber es tut mir wirklich furchtbar, furchtbar leid, dich so schrecklich verletzt zu haben. Dafür muss ich jetzt die Konsequenzen tragen, die volle Verantwortung übernehmen und zahle nun den furchtbarsten Preis." Dann, dass ich zum Abschluss wissen sollte, dass ich auch für sie die wichtigste Bezugsperson in den Jahren war, ihre Liebe echt und tief empfunden war, sie habe unsere gemeinsamen Erlebnisse sehr genossen und werde immer daran zurückdenken. Sie würde das alles mitnehmen und sei sehr dankbar. [Mein Kosename] sei ihr Lieblingstier, daran werde sich nie etwas ändern.
"Wir haben uns eine wunderbare Zeit lang miteinander entwickelt, sind aneinander gewachsen und haben uns unterstützt, uns Halt gegeben. Das kann uns, das kann dir und mir niemand mehr wegnehmen, bitte lass mich das nicht auch noch kaputt gemacht haben, sondern bewahre das in deinem Herzen, wie du gesagt hast. Ja, die letzten Monate waren für dich jetzt im Rückblick Mist, weil ich Mist gebaut habe. Aber vielleicht findest du einen Weg, wie du das nicht stellvertretend für 7 mehr oder minder wirklich glückliche Jahre werden lassen kannst. Ich würde es mir und dir sehr wünschen." Immerhin hätten wir beide bis an die Schmerzgrenze dafür gekämpft, es doch zu schaffen, auch sie hätte es, wenn auch auf zugegeben "krude" Weise versucht.
"Ich habe mich immer gefragt, wie man jemanden, den man eigentlich so liebt, so verletzen kann. Ich habe es nicht verstanden, bis es mir dann passiert ist. Ich habe mich in den letzten Monaten in jemand anderen verknallt, das ist wahr. Und zwar richtig. Das war gewiss nicht geplant und habe ich mir auch ganz bestimmt nicht so ausgesucht. Hatte ich zu irgendeinen Zeitpunkt auch nicht mehr so Recht unter Kontrolle"
Wahr sei aber auch, dass sie unabhängig davon schon eine ganze Zeit mit dem monogamen Beziehungskonzept unzufrieden und unglücklich gewesen sei, das hätte sich aufgestaut, sie sei damit nicht souverän umgegangen, hätte es schon vor einem Jahr ansprechen sollen, hatte sich aber - wie sie mir ja beim ersten Gespräch sagte - lange nicht getraut und jetzt sei beides extrem unglücklich zusammengefallen, das könne ich ihr glauben.
"Ich war und bin ehrlich sehr beeindruckt davon, wie gut und souverän du meinen Antrag auf offene Beziehung gehandled hast, auch dafür gebührt dir Dank und mein Respekt, denn selbst das hatte ich eigentlich nicht verdient. Ich möchte aber, dass du weißt, dass ich ehrlich mit meinem intransparenten Verhalten Schluss machen wollte, dafür auch mit allem anderen einen klaren und schmerzhaften Cut gemacht habe und der neuen Beziehungsform eine echte Chance geben wollte. Ich wollte, will und werde mich in dieser Hinsicht ändern. Das entschuldigt überhaupt nichts, because i fucked up on the way there."
"I really screwed up, aber ich habe dennoch auf meine intransparente und verquere Weise verzweifelt versucht, mich im Endeffekt für dich zu entscheiden. Du hast bisher in the long run immer gegen jeden gewonnen und daran hätte und hatte sich nichts geändert. Das ist insofern kein Trost, als dass ich trotzdem dein Vertrauen gebrochen habe." Ich wollte aber, dass du das weißt. Denn genau deshalb habe ich habe ich hier nicht mit offenen Karten gespielt, obwohl das natürlich fair und notwendig gewesen wäre: Ich wusste, dass ich dir bis dato schon so viel zugemutet hatte und dass ich dich sofort verlieren würde if i came clean. Das macht es nicht weniger verkehrt, aber das Motiv war Verlustangst, nachdem ich mir diese kardinale Scheiße erlaubt hatte und versuchte, das zu korrigieren. Aber"nicht weil mir das Lügen so viel Spaß macht (ganz im Gegenteil, it fucking killed me inside)." Es sei der Versuch gewesen mit einem Verschweigen den Lauf zu korrigieren und einen "Neustart" hinzubekommen, was zugegeben auch ein Stück bescheuert sei, sie wisse das, "That is the truth, auch wenn du höchstwahrscheinlich zu sauer bist, als dass du mir das glaubst - aber es gibt nun wahrlich keinen Grund mehr, die Unwahrheit zu sagen. Ändert ja nichts am Status Quo."
"In den zwei Wochen, bevor du nach [x] gekommen bist, war ich aufgrund deiner Reaktion und der kurzen Besuchszeit zu 90 Prozent sicher, dass du Schluss machst und hatte mich deswegen auch emotional schon halbwegs distanziert. Nachdem du aus [x] nach den paar Stunden wieder weggefahren warst, hatte ich dann massive Zweifel, ob das mit deinem Vorschlag klappen kann, weil ich nicht den Eindruck hatte, dass dir das Konzept wirklich entspricht. Ich dachte zu dem Zeitpunkt ernsthaft, dass es doch besser ist, sich zu trennen, zumal ich mir schon einiges geleistet hatte in Sachen Emotionalität und dich verletzt hatte. Ähnliche Überlegungen hattest du ja auch."
Dann kommt im Prinzip das, was Leeloo schon gesagt hatte: "In dieser emotional verwirrenden Gemengelage, in diesem dunkelgrauen Schwebezustand ist das dann passiert. War trotzdem mies und ich hätte das klarer lösen müssen, das ist wie gesagt keine Entschuldigung. Der Mensch macht mitunter extrem dumme Dinge, wenn er liebt, in beide Richtungen. Ich habe dir nämlich wahrheitsgemäß auch gesagt, dass ich mehrere Menschen gleichzeitig lieben kann, wenn auch nicht immer im gleichen Modus. Anything i did, i did for love. Du kannst natürlich zu Recht einwenden, was dass dann für eine Art von Liebe sei, wenn man jemanden für die eigenen Bedürfnisse verletzt und Grenzen überschreitet, und ich behaupte auch nicht, dass das richtig ist. Aber die Kategorie von richtig oder falsch hat mit Gefühlen nur bedingt was zu tun."
Fakt sei, sie habe sich am Ende doch für mich entschieden und das andere beendet, um sich auf uns zu konzentrieren, und sich für das neue Modell gründlich zu ändern. Daraus sei jetzt ja nichts geworden, aber vielleicht wäre es uns ohnehin in einem halben Jahr um die Ohren geflogen, wir seien da doch unterschiedlich in unseren Vorstellungen und vielleicht auch im Lebensplan. Vielleicht bliebe ich doch lieber bei der Monogamie, vielleicht war sie noch gar nicht bereit dafür. "I would have given it a shot though - aber ja, es wäre wahrscheinlich sauberer gewesen, einfach Schluss zu machen. Aber wie gesagt, ich hing (und hänge) an dir und wollte das innerhalb innerhalb der Beziehung lösen. Damit bin ich krachend gescheitert. Ich hoffe, dass du mir vielleicht eines Tages verzeihen kannst."
Sie könne nachvollziehen, dass ich wahrscheinlich nichts mehr von ihr wissen wolle, denn ich hätte das alles natürlich nicht im Ansatz verdient. Sie hätte es nicht darauf angelegt mir bewusst wehzutun, aber hatte sich offenbar bereits so weit entfernt, dass sie es billigend in Kauf genommen hat. Das sei nicht weniger schlimm und täte ihr leid - ab dem Moment sei sie wahrscheinlich nicht mehr der richtige Mensch für mich.
"Yes, i fucked up big time und du bist zu Recht enttäuscht. But please - don’t let it fuck you up. You just because i failed to make you happy in the end doesn’t mean somebody else won’t. Du hast mich sehr lange sehr glücklich gemacht, und das war das Beste, was mir je passiert ist. Ich wünsche dir so viel Liebe in deinem Leben wie irgendwie möglich, und ich hoffe, dass du meine weiter mit dir trägst, auch wenn wir dieses fairytale an dieser Stelle nun beenden müssen. Wenn du mir nicht verzeihen kannst, ist es Zeit, weiter zu gehen - hätte ich das mal früher gecheckt und nicht irgendwie alles auf einmal haben wollen, hätte ich uns (vor allem dir) viel ersparen können. For that i am truly, eternally sorry."
Sie wünsche mir alles Gute für meinen Weg und dass ich Halt in dieser Scheißzeit finde, den sie mir wohl nicht mehr geben kann, auch wenn sie sich nichts mehr wünschen würde. Sie bietet außerdem an (sie glaube aber nicht, dass ich darauf eingehen wollen würde), wenn ich wieder irgendwann mit ihr reden könne oder wolle, und irgendwas sei oder ich Unterstützung in einer Notsituation brauchen würde, sei sie da. Ich solle auch meine Familie von ihr zum Abschied grüßen und ihnen für alles danke sagen.
"Ansonsten lass ich dich jetzt erstmal in Ruhe, falls nicht noch irgendwas logistisch zwingendes aufploppt (fällt mir aber nichts ein). Ich denke, dass ist in deinem Sinne. Ansonsten: Get ripped, stay safe, be happy again :*
I have loved you as much and as long as i could, and i always will
Alles Liebe und machs gut,
Immer dein [ihr Kosename]
[Ihr Name]"
Puhh... das kommt etwas unerwartet in der geballten Form, brauche jetzt erstmal... der Tag wird so oder so hart.