Hallo ihr Lieben
Willst du das denn wirklich?
Liebe Ela,
Danke für deine ehrlichen Worte. Im Moment weiß ich leider überhaupt nicht, was ich will, weil sich alles grad so sehr verändert. Ich kann jetzt noch keine Entscheidung für oder gegen ihn treffen.
Ich poche gerade weder auf eine Beziehung mit ihm, noch will ich mich komplett abwenden.
Konnte dein Vertrauen in ihn wachsen bei so vielen Schwankungen?
Liebe Casandra
Ich finde es bemerkenswert, wie engagiert du dich an anderen Strängen beteiligst und was für kluge Fragen du stellst.
Ich schaue in den nächsten Tagen auch bei dir vorbei.
Auf deine Frage:
Ja. Ich habe ihm tatsächlich vertraut, weil ich gespürt habe, dass er nicht ohne mich konnte.
Bis kurz vor der Trennung, als es eigentlich enger mit uns wurde und ich gespürt habe, dass er flüchtet.
Es hört sich hier fast danach an, als hat er deine ursprünglichen Prinzipien durch seinen Eiertanz vernebelt. Oder du hast sie dir nehmen lassen. Warum scheust du vor einer Definition...um ihn nicht zu vergraulen?
Jein. Darüber habe ich bereits selbst lange nachgedacht.
Ich erzähle mal einen Schwall aus meiner Jugend.
Es ist so, dass ich mich erst recht spät für Männer und Beziehungen interessiert habe. Direkt einen Tag nach meinem 18. Geburtstag bin ich aus meinem kleinen Ort allein nach Berlin gezogen. Ich wollte Kunst machen, verloren gehen, kaputt gehen, abstürzen.
Zur selben Zeit hat mir ein ehemaliger Klassenkamerad seine Liebe gestanden und wollte mit mir zusammensein. Ich mochte ihn, war aber nie verliebt. Aber ich war immerhin schon 18 und hatte noch nie einen Freund. Also bin ich mit ihm zusammengekommen.
Er studierte in einer anderen, viel kleineren Stadt und ich beschloss, dort mit ihm zusammenzuziehen. Meine Berliner Mentorin sagte damals zu mir: "Das bist nicht du, das passt nicht zu dir. Du bist kein Heimchen am Herd."
Ich war wütend auf sie und wollte es ihr beweisen, dass ich so bin.
Nunja, nach anderthalb Jahren fühlte ich mich so tot in dieser Wohnung und Beziehung, dass ich mich trennte. Meine Kunst litt, es kam wirklich überhaupt nichts zustande.
Ich ging auf die Suche nach "schlimmen" Männern, die mich niemals mehr zum Heimchen machen wollten.
Heute ist es so:
Wenn ich mit meinen engsten Freunden über meine Beziehungen spreche, weiß niemand, was ich brauche. Logischerweise, weil ich es selbst nicht weiß.
Mein einer Freund sagt: "Ich weiß nicht, was du ausstrahlst, aber Zweisamkeit definitiv nicht."
Mein anderer Freund nennt mich immer "Bullenfee".
Und meine beste Freundin meinte letztens, ich bin wie ein wildes Pferd. Wenn man es sieht, denkt man sich, och, wie süß, aber dann macht es was ganz anderes, was man nie erwarten würde. Reiten kann man es auf jeden Fall nicht.
Ich wundere mich darüber immer, weil ich mich ganz anders wahrnehme. Gar nicht so "wild".
Ich glaube manchmal, dass mein jetziger (Ex)Freund genau das auslebt, was andere in mir sehen, aber ich nicht ausleben kann, weil ich Angst davor habe.
Oder vielleicht lebe ich es schon aus, aber limitiere mich immer wieder selbst.
Also, was ich damit sagen will:
Seitdem ich ihn kenne, bin ich mutiger geworden, in allen Bereichen meines Lebens. Das möchte ich nicht mehr missen. Er hat mir sein "Modell" nicht übergestülpt, ich bin insgeheim fasziniert davon. Aber es macht mir auch Angst. Weil ich dann vielleicht sein müsste, wie ich bin, ohne Fallschirm aus sozial anerkannten Modellen.
Ich glaube, meine erste Beziehung versinnbildlicht mein Dilemma ganz gut.
Junge Künstlerin flieht nach Berlin. Will sich befreien aus dem kaputten Elternhaus. Aber nicht ganz, denn sie ist endlich kein Freak mehr, wenn sie einen richtigen Freund hat. Alle sind beruhigt. Vielleicht wird es dann wieder was mit ihren Eltern.
Also ich war auch immer eine, die in der Türschwelle steht. Ein Fuß drinnen, ein Fuß draußen.
Er ist darin einfach konsequenter als ich.
Ich kenne übrigens meine Borderline-Anteile sehr gut.
Seine noch nicht so.
Irgendwie wirkt sein Verhalten so ein bisschen wie ein Teenie-Film, bei dem durch merkwürdiges Verhalten seinen Schwarm eifersüchtig machen will. Schlechte Entscheidung von ihm, denn was es in dir hervorruft, lesen wir ja hier.
JD
Ich weiß nicht, ob er das wirklich als Manipulation einsetzt oder wirklich einfach weniger Gefühle hat.
In so einer Situation waren wir noch nie, weil ich damals bereits seine harmloseren Tests nicht bestanden habe.
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Update nach gestern:
Wir hatten beide unsere Geschütze wieder eingefahren, waren warm und locker.
Er sogar fast unterwürfig, schüchtern, demütig.
Ich habe dann mal probiert zu "locken" und meinte, dass ich heute Mittag schon wieder Lust auf Pizza hatte. Er meinte, dass wir das ja nächste Woche nochmal machen können.
Haben uns auch ein bisschen berührt, um zu zeigen, wie kalt unsere Hände sind. Und ich habe einen Kuss auf die Stirn bekommen.
Nunja.. ich bin mir natürlich immernoch nicht sicher, warum er mich nun auf Abstand hält. Vielleicht ist es eine Andere, vielleicht nimmt er sich aber tatsächlich mal Zeit für sich.
Er macht im Moment auch nicht viel Sport. Es kann ihm also nicht wirklich gut gehen.
Ich möchte gern noch dabei bleiben, weil wir, wie gesagt, noch nie auf dem Level waren und ich sehen will, was es damit auf sich hat. Früher war er selbst viel ungeduldiger und panischer, wenn ich mich mal rar gemacht habe. Jetzt bringt er selbst Geniestreiche.