Nochmal was Allgemeines:
Beziehungen zwischen zwei Menschen sind von der ersten Sekunde an bewussten und unbewussten Machtkämpfen unterworfen. Das ist ganz normal und immer so. Liebe ohne Machtkämpfe gibt es nicht.
Die Macht ist in der Regel nie völlig ausgeglichen in einer Beziehung und zudem sind die Machtgefüge dynamisch und damit Veränderungen unterworfen.
In intakten Beziehungen ist die Beziehungsmacht meist annähernd gleich verteilt. Hat der Mann ein kleines bisl mehr Macht, ist das meist gesund für die Beziehung, weil das der Libido der Frau entgegenkommt.
Du Becki, warst nach allem, was ich bisher gelesen habe, in eurer bisherigen Beziehung etwas schwächer als dein Ex. Du hast dich mehr angepasst an ihn als umgekehrt. Du hast diese Beziehung gefühlt mehr gebraucht als er. Und zwar in einem etwas ungesunden Ausmaß. Dieser Machtüberschuss hat sehr wahrscheinlich dazu geführt, dass er dich nochmal verlassen hat. Weil, ist der Machtvorsprung etwas zu groß, dann wirkt sich das fast immer negativ auf die Gefühle für den oder die andere aus.
Die Gefühle können sich aber erholen, wenn die Macht geringer wird. Deshalb und nur deshalb ist die Kontaktsperre so effektiv, solange die Restgefühle noch ausreichend gross sind.
Das ist bei deinem Ex passiert und aktuell gibt es einen deutlichen Machtüberschuss auf deiner Seite. Damit kann dein Ex nur schlecht umgehen, weiß aber, dass er daran nur mittelfristig etwas ändern kann, wenn überhaupt, und deshalb spielt er dein „Spiel“ aktuell zähneknirschend mit.
Solltet ihr wieder zusammenkommen, wirst du wieder einen Teil deiner Macht verlieren, sonst würde das gar nicht mehr bei euch funktionieren. Das wirst du nur begrenzt freiwillig tun, er wird sich das „erarbeiten“.
Die ersten ungelenken Versuche stellen seine wiederkehrend geäußerten Wünsche nach „normaler“ Kommunikation dar. Er möchte natürlich so schnell wie möglich seine alte Machtposition wiedererlangen.
Deine Aufgabe besteht nun darin, es ihm erstmal nicht zu leicht zu machen, wie Meta und andere zu Recht schon geschrieben haben und mittelfristig darin, dich in einer möglichen Neuauflage der Beziehung besser zu behaupten und öfter mal deinen Willen durchzusetzen als früher.
Das ist aber nicht etwas, dass man sich mit „harter“ Arbeit an sich selbst erschaffen kann/sollte. Vielmehr hilft es zunächst einmal zu verstehen, was da so vor sich geht, aufmerksam zu sein und dann zu üben. Jede kleine Entscheidung in einer Beziehung ist immer auch ein kleiner Machtkampf und damit ein Übungsfeld
Natürlich sollte man das nicht übertreiben, aber mit der Zeit geht das dann in Fleisch und Blut über. Groß ankündigen musst du das nicht, es zu leben ist viel wichtiger.