Am Morgen war das Gespräch dann unausweichlich. Sie wollte von mir wissen wie mein Stand ist. Ich bin etwas rumgeeiert. Schließlich meinte ich sinngemäß, dass wir es nun einmal letztes Jahr ziemlich verbockt hätten, ich nun für ein Jahr weggehe und das ganze ziemlich schwierig ist. Deshalb wolle ich von ihr wissen, wie ihre Vorstellung denn in der Situation aussieht. Sie meinte, sie wisse, dass die Situation schwierig ist und auch ihr gesamtes Umfeld ihr dazu abrät, aber sie wolle es trotzdem mit einer Fernbeziehung versuchen. Auch wenn die Chancen, dass das gut geht nicht die besten seien. Sie hat dann auch interessanterweise darauf hingewiesen, dass sie etwas verunsichert ist, weil ja "alles ok" sei, wenn ich da wäre, aber wenn wir schreiben, wisse sie nicht, woran sie ist (meine aufgeteilte Taktik zwischen Treffen und Nachrichten ging also gut auf). Und das sei natürlich ein Problem, wenn ich im Ausland bin und das so weitergeht. Sie würde ein solches Rumgeeiere auf Dauer nicht aushalten, schließlich werde die nächste Zeit auch für sie schwierig werden und sie brauche die Energie (sie will demnächst kündigen und überlegt wieder ein Studium anzufangen, das sie aber selbst finanzieren müsste). Ich habe ihr gesagt, dass ich einfach beschäftigt und öfters Nachrichten nicht direkt beantworten kann, nicht nur bei ihr und ich generell nicht so sehr auf das Geschreibsel stehe. Wenn ich im Ausland bin, könnten wir ja stattdessen ab und zu skypen.
Ich habe dann etwas hin und her überlegt. Ich wollte ihr ja nicht direkt und einfach eine Zusage für ein ganzes Jahr abgeben, weiter hinhalten konnte ich sie aber auch nicht, und im Hinterkopf hatte ich immer noch die Geschichte mit der offenen Beziehung (inklusive dem Wanken, ob das eine gute Idee ist oder nicht). Also meinte ich schließlich: Weißt du, ich würde mich darauf einlassen das zu "versuchen", aber es ist...
Sie: Also, wenn du jetzt sagst, du kannst mir nach allem nicht mehr vertrauen, dann ist das schade, aber nun einmal so und ich könnte das auch gut verstehen.
Ich: Nein, das ist es überhaupt nicht. Es geht mehr darum, in welcher Form wir das ein Jahr lang halten wollen und können. Ok, ich spreche das jetzt offen aus:...
Und dann habe ich ihr eröffnet, dass ich überlege, ob es in dieser Situation gut wäre die Beziehung zu öffnen. Sie wirkte zuerst überrascht, schien dem Gedanken aber nicht abgeneigt: "Ähm. Jetzt auf einmal? Ich kenne noch den Julius, der vor ein paar Monaten rote Bäckchen bei dem Gedanken bekam, mich mit jemand anders zu teilen". Vorstellbar wäre es demnach für sie. "Naja, aber wenn du dann dort ein hübsches, intelligentes Mädel kennenlernst, habe ich wohl Pech gehabt", Ich: "Ja, das kann passieren. Klar." Sie war dann weiter etwas verwundert und wirkte auch etwas unschlüssig. Aber allem Anschein nach würde sie sich darauf einlassen. Es schien mir fast, als wäre ihr das sogar ganz recht.
Ich nahm sie dann in den Arm und meinte, ich wolle das nicht jetzt sofort absprechen. Wir haben dann kurz über die "Formalien" gesprochen und festgestellt, dass wir uns wohl zwei Mal im Monat sehen könnten. Und ich meinte , ich will mir zwei bis drei Wochen Zeit lassen, bis wir uns das nächste Mal sehen. Dann wäre uns wohl klarer, wie wir es das Jahr über halten wollen (Ich wollte mir etwas Zeit kaufen). Sie meinte dann aber erneut, wenn wir die Beziehung öffnen würden, müssten wir absprechen sie nach dem einen Jahr aber wieder exklusiv zu machen. Es bestünde die Gefahr, "dass man da sonst so einfach nicht wieder rauskommt" (und sie meinte es in meine Richtung, also so, dass es mir gefallen und ich es so belassen wollen könnte): Ich (kurz lachend): "Ja, das ist das Risiko dabei." Und schob nach, dass es bei ihr doch genauso sein könnte, das sei eben so. Sie: "Also... ich kann das gut trennen." Bei dem Satz wirkte sie aber wieder etwas traurig/melancholisch, ich kann das nicht ganz einordnen.
Ich kaufe ihr das ab, dass sie mit dieser Option ganz gut leben könnte (von ihr aus). Sie ist ja kein Kind von Traurigkeit. Anscheinend hat sie aber bei mir Zweifel. Wir standen dann eine Weile eng umschlungen in der Küche, bis ich meinte, dass ich los muss. Sie wollte dann wissen, ob sie denn nun "Single" oder "in einer Beziehung" sei. Ich antwortete ausweichend, dass das davon abhängt, wie wir das Jahr ausgestalten wollen und werden.
Zum Abschied vor der Tür hat sie mich innig geküsst und wollte mich nicht loslassen. So der letzte Stand unseres Treffens. Als ich Abends wieder in meiner Studienstadt ankam, erhielt ich die SMS:
Sie:
You leave me behind with an empty bed and a full heart Hope you're "home" save and sleep tight, hon!
Ich:
So it seems last night was to your liking Bin gut angekommen und morgen geht es gleich los mit Uni. Träume schön und gute Nacht!
Sie hat mir übrigens auch mitgeteilt, dass sie sich für unseren nahenden Jahrestag der früheren Beziehung und die beiden einrahmenden Tage freigenommen hat, so "nebenbei" als Info... und ich könnte ja mal sehen, was ich mit und aus dieser Information mache
Wolfgang meinte, das höre sich doch soweit gut an. Es wäre gut gewesen ihr nicht sofort für das Jahr zuzusagen und das ganze erst einmal so laufen zu lassen.
Die Sache mit der offenen Beziehung ist wohl ein Risiko, weil sie sich natürlich in der Zeit neu verlieben könnte, und natürlich ist die Gefahr größer, wenn sie den Freifahrtschein für Sex mit anderen Männern hat. Andererseits ist sie sich wohl auch nun bei mir unsicherer, ob sie mich wirklich für sich hat. Das alles ist sehr zweischneidig und risikoreich. Aber wenn ich es nun schon angesprochen habe, kann ich da nicht so einfach wieder zurückrudern, und ich frage mich auch ständig, was einfach für mich das beste wäre. Ich werde das nun wohl durchziehen.