Guten Morgen!
Ich war heute morgen zumindest mal so gelassen, dass ich mir zugetraut hab, fröhlich und ohne Zicken in der Praxis zu erscheinen. Habe mir immer wieder gesagt, dass wir die Diskussion um nicht beantwortete Nachrichten ja schon so oft hatten und PT dann immer daraufhin gesagt hat, dass wir es dann lassen müssten, weil er mir nur weh tut. Ich hab also erstmal nix gesagt, wollte schauen, ob vielleicht von ihm eine Erklärung kommt.
Zum Glück hatte ich ja wirklich starke Beschwerden und wir haben uns gleich an die Behandlung gemacht. Zwischendurch sagte er immer wieder "Schnecke" zu mir und streichelte mich mal kurz. Irgendwann waren wir zusammen auf der Liege und dann fing er an, er müsse mal mit mir reden....
Okay dachte ich, jetzt kommt es. Bin in Gedanken noch mal schnell alle relevanten Sätze durchgegangen, war aber natürlich extrem angespannt und mir wird ja auch sofort immer kotzübel.
Er erzählte dann sehr ausführlich, was gerade mit ihm los sei. Es ist wie bei Leonas AM, er meint, er sei gerade in den männlichen Wechseljahren, es würde ihm überhaupt nicht gut gehen. Letzte Woche habe er wieder Fieber gehabt, fühlte sich ganz komisch, Schweißausbrüche, ist deswegen zu Hause geblieben. Und seit zwei Wochen würde er fast nicht mehr schlafen, er kenne das gar nicht. Er sei eigentlich total am Ende, obwohl es ihm ja eigentlich gut gehen würde. (Aha.....
). Wollte dann von mir Ratschläge haben, ob er ein Antidepressivum nehmen soll und was er jetzt machen soll, er hätte schon so viel ausprobiert und könne einfach nicht schlafen. Dazu mache er sich Sorgen, dass wenn er die ganze Nacht wachliegt, EF dann auch nicht schläft und dann relativ schnell dekompensieren würde etc. etc..
Ich war der Meinung, das sei jetzt die Einleitung zum cut....aber der kam dann nicht. Er wollte einfach nur Ratschläge und Tipps von mir haben.
Naja, was soll man da sagen....wir haben zusammen dann pro und contra Medikation durchgesprochen, ich hab ihm ein paar Sachen geraten, die er mal ausprobieren könne, auch die ganzen katastrophisierenden Gedanken mal ein bisschen umzustrukturieren. Aber im Endeffekt liegt es ja auf der Hand. Er will es nur nicht hören.
Bei EF war es ja damals genauso, als sie bei uns in Behandlung war. Es wurde dann irgendwann festgestellt, dass sie im Präklimakterium ist und dann war man ganz froh, eine Ursache für die psychischen Symptome gefunden zu haben, so dass man ja nicht über irgendwas nachdenken musste, was in der Beziehung vielleicht schief läuft.
Und genauso ist es jetzt bei ihm. Gott sei Dank ist es gerade modern, von den männlichen Wechseljahren zu sprechen. Muss man dann nicht weiter hin schauen, wenn man sich so eine Erklärung für alles zurecht legt.
Ich hab das ganz vorsichtig angedeutet, aber dann greifen allen möglichen Widerstände und er meint, ihm ginge es doch eigentlich gut - er könne nur nicht schlafen. Nun ja, da kann man dann auch nichts machen. Viele Menschen reagieren ja erstmal so, und wahrscheinlich muss der Leidensdruck einfach noch steigen, damit sich die Bereitschaft einstellt, andere Zusammenhänge zumindest mal in Gedanken zuzulassen.
Er war insgesamt total von der Rolle, hat man ihm wirklich angemerkt, dass er nicht in sich steht. Wollte dann heute noch einen Termin beim Arzt ausmachen.
Ich hab dann gegen Ende noch gefragt, warum er nichts zu meiner Nachricht gesagt hat. Ganz unter den Tisch fallen lassen tue ich solche Sachen nicht mehr. Hab es aber ganz freundlich gesagt. Er meinte, dass er den ganzen Tag nachgedacht hätte, woher ich denn jetzt nun wisse, dass er krank sei. Er fand das schon ein bisschen unheimlich und wusste gar nicht, wie er reagieren sollte....
PT, der normale Mensch fragte dann einfach nach, woher ich es denn weiß...Kann das denn so schwer sein....
Naja, wurde dann auch nicht weiter thematisiert. Wir kuschelten dann noch ein bisschen, aber er war einfach nicht bei der Sache. Meinte dann, ich hätte ihn als Patient sicher noch Jahrzehnte an der Backe...
Man kann das jetzt sehen wie man will, ich bin selber noch nicht schlüssig. Er läd halt seine Sachen wieder bei mir ab und ist im Gegenzug nicht in der Lage, mir auf Nachrichten zu antworten, obwohl er weiß, wie mich das verletzt. Aber wahrscheinlich hat er im Moment jetzt auch keinen Kopf dafür. Und als Gegengewicht steht ja jetzt auch, dass er mich umsonst behandelt. Ich bekomme keine Rezepte mehr und so kommt er mir ja auch wieder entgegen, was er gar nicht müsste.
Jetzt einfach mal abwarten, wie es sich entwickelt. Ich werde auf jeden Fall nichts mehr schreiben und ihn jetzt einfach komplett in Ruhe lassen, im Moment wird ihm denke ich alles zu viel und da wird der kleinste Druck von meiner Seite schon kontraproduktiv sein.
In diesem Sinne...ich stürze mich wieder in meine Uni-Sachen...