Guten Morgen ihr Lieben
Bitte entschuldigt, dass es so lange Ruhephasen um mich herum gibt. Ich bin sehr viel unterwegs und gerade passiert in meinem Umfeld recht viel.
Zu mir:
Nach wie vor hat sich nichts getan. Und obwohl ich eigentlich auch ganz froh bin, dass es so ist, weil jegliche Nachrichten von ihm mich jetzt nur aufwühlen würden und ich ihn ja nicht spontan nächste Woche treffen kann, gibt es auch Momente, in denen es mich irritiert, weshalb er sich nicht einfach mal meldet. Denn wenn es ihn umtreiben würde, wenn er Angst um mich hätte, bereuen würde usw, dann würde er es doch tun oder? Ich vermute hier zwar selbst einen Denkfehler, aber es fällt mir manchmal einfach schwer, diese Gedanken und Gefühle zu rationalisieren. Kontakt zwischen uns würde im Grunde gerade nichts bewirken, denn es sind immer noch 4 Monate vor uns. Im Gegenteil: Vielleicht würden damit falsche Signale geschickt, Missverständnisse entstehen oder irgendwelche Prozesse des Vermissens durchbrochen.
Ich selbst würde mich gerade auch gar nicht trauen, ihn zu kontaktieren und tue mich schwer damit, dieses Gefühl einzuordnen. Bedeutet das, dass er emotional schon so weit weg ist von mir? Oder habe ich einfach Angst vor der Reaktion?
Ich bin wahnsinnig viel unterwegs. Und ich habe eine gute Zeit. Ich bekomme viele Komplimente von Fremden, scheinbar wirke ich nach außen wirklich glücklich und zufrieden. Und es ist auch nicht so, dass ich es überhaupt nicht bin. Aber ich kann ihn nicht vergessen. Ich schaffe es einfach nicht. Seit unserer Trennung (ich nehme jetzt einfach mal unser letztes Treffen vor vier Wochen als "Trennung", eigentlich sind wir seit Ende Juni getrennt) hat sich an der Intensität meiner Gedanken nichts verändert. Sie sind nur eben manchmal nicht so schwer, nicht so schmerzhaft, aber er ist viel zu oft einfach da und irgendwas triggert. Die Komplimente und der Verehrer, das ist alles nett und gut, aber ich würde mich auch nicht schlechter fühlen, wenn das nicht so wäre. Ich fühle mich ganz gut mit mir, weiß aber auch, dass was Neues für mich gerade absolut noch nicht infrage kommt. So ehrlich bin ich mit mir selbst.
Seit Wochen arbeite ich extrem viel auf. Ob es sinnvoll ist, sich so intensiv mit der vergangenen Beziehung, mit Gesprächen und Erinnerungen auseinanderzusetzen, ist für manche sicherlich fraglich, aber für mich ist es wichtig. Ich versuche, mir Klarheit zu schaffen, einzelne Puzzlestücke zu einem Ganzen zusammenzufügen. Und ja: Es gibt Dinge, auf die werde ich sicherlich keine Antwort erhalten, aber es hilft mir, zumindest eine mögliche Erklärung zu finden. Anders würde ich den Schmerz nicht los.
Zwischen ihm und mir ist nichts Gravierendes vorgefallen. Es gab monatelang keinen Streit, kein Klammern, kein Hinterherrennen oder Betteln meinerseits, nichts. Das habe ich mir ja alles strikt verboten, ich war super kontrolliert und habe schon da gegen manches Bedürfnis gehandelt. Und so ähnlich äußerte er es bei unserem letzten Klärungsgespräch vor 6 Wochen auch. Es wäre, in seinen Augen, so einfach, wieder zueinander zu finden. Es hat funktioniert, wir kennen uns, man müsste sich auf nichts Neues einstellen. Im ersten Moment dachte ich, dass ihn die Bequemlichkeit lockt. Vielleicht ist auch was dran, aber dann empfand ich diese Aussage schon auch als Zugeständnis. Er hat sich also scheinbar wohl gefühlt, war zufrieden, nicht angestrengt. Ich aber. Also hab ich ihm widersprochen. Vielleicht habe ich ihn damit etwas weggestoßen, aber zumindest habe ich ihm auch keine Sicherheit mehr gegeben.
Mir wird immer klarer, wie sehr er von Ängsten getrieben war. Und von Erwartungshaltungen. Er dachte, er bräuchte den ultimativen Lebensplan und sobald er ein wenig davon abweicht, stimmt irgendwas nicht. zB war er irritiert darüber, dass er nun festgestellt hat, nicht mehr mit 27 oder 28 schon Kinder haben zu wollen. Das wäre ja total komisch, früher hätte er auf solche Fragen definitiv geantwortet, er wolle Ende 20 Kinder haben, jetzt sei das plötzlich nicht mehr so. Ja hallo! Er ist mit 27 erst fertig mit dem Studium und steigt dann in den Job ein. Ich dachte mit 12 Jahren auch, dass ich in der 10. Klasse erwachsen bin, war ich aber nicht und es war okay so! Aber vermutlich war er so irritiert über diese Abweichung seines ultimativen Lebensplans, dass er den Grund bei mir gesehen hat.
Und er hatte Angst vor allem. Angst vor der Ungewissheit im Ausland, Angst mich zu verlieren, Angst dass ich hier jemand Neuen kennenlerne, aber auch Angst, dass er dort merken könnte er will nicht mehr mit mir zusammen sein, Angst wie es beruflich nächstes Jahr weitergeht usw. Den Strudel all dieser negativen Gedanken hat er auf mich übertragen, mich mit da in einen Pott geworfen. So glaube ich das. Denn die letzten Treffen vor Abflug war er anders, freier, ohne Druck, als hätte er nichts mehr zu verlieren. Er war bemüht, als wolle er einen guten Eindruck hinterlassen und suchte Nähe usw.
Oder aber er war verdammt abgebrüht und egoistisch.
Wisst ihr, ganz tief in mir drin bin ich ruhig. Und glaube mindestens jeden Tag einmal daran, dass alles gut wird mit uns. Und dann bremse ich mich und denke: Stop. Worauf wartest du? Was, wenn er längst ne Neue hat oder einfach merkt, dass du gar nicht mehr in seinem Kopf bist? Immerhin hat er nicht nur zwei Tage gezweifelt, sondern mehrere Wochen, auch wenn es riesige Widersprüche in seinen Worten und Taten gab. Diese Art von Kopfkino beschäftigt mich nach wie vor sehr. Das ärgert mich auch, weil ich ungeduldig bin und mich nicht selbst angreifbar machen will.
Aber gerade tue ich alles, was ich in der aktuellen Situation tun kann, um voranzukommen.
Wie und ob er über dich hinwegkommt, kann nur er dir beantworten. Irgendwann bestimmt, aber den gleichen Prozess durchläufst du ja auch gerade - nur in einer anderen Kulisse.
Das ist nach wie vor natürlich meine größte Sorge. Ich wünsche mir, wie jeder hier, dass er dort mit Abstand feststellt, dass das Humbug war und wir uns irgendwo reinmanövriert haben, was niemals hätte sein müssen.
ich glaube einfach, er hat Angst bekommen. Angst vor dem Schmerz, dass du dich vielleicht anders orientieren könntest, wenn er weg ist. Bedenken, dass er vielleicht nicht der Richtige für dich ist -
Ja, da sind wir wieder. Angst war der Hauptantreiber in den letzten Wochen, ganz klar. Ich glaube nicht, dass ich ihm egal bin oder er keine Gefühle mehr hat(te). Ich glaube, ihn hat was bedrückt. Ihm lag was im Bauch, das ihn hat blockieren lassen. Er wusste nicht, was das ist und hat das erst mal beobachtet und dann wusste er nicht, wie und wann er das kommunizieren soll, also hat er sich zurückgezogen. Und plötzlich gab es da diesen Abflugtermin und er MUSSTE es kommunizieren und das hat ihn unter Druck gesetzt und ZACK- waren wir mittendrin.
Und ja, auch massive Selbstzweifel oder das Gefühl (den eigenen) Erwartungen nicht gerecht zu werden, spielen hier mit ein. Sätze wie "ich hasse mich selbst dafür, das zu sagen" oder "ich bin vielleicht nicht gut genug", sind da gefallen. Ich weiß aber auch, dass er selbst ein Mensch ist, der sich unglaublich schwer tut, andere zu verletzen. Ich habe ganz deutlich gemerkt, dass er sich selbst verletzt, indem er mich verletzt.
Ich glaube insgeheim kam ihm dieses Semester gerade ganz recht.
Ja und gelegentlich empfinde ich das nach wie vor als unfair. Ich habe mich reingehängt, er haut ab in die Sonne und genießt das lockere Leben. Während unsere Freunde mich hier fragen, wie es ihm geht, ob er sich wohlfühlt und bla bla und ich Farbe bekennen muss, liegt er am Strand und kann, wenn er will, mich komplett aus seinem Leben streichen, wenn andere fragen. NIEMAND dort konfrontiert ihn mit unangenehmen Fragen, weil niemand mich kennt. Das alles stehe ich hier alleine. Das macht mich sauer. Deshalb bin ich ja auch manchmal so fies und wünsche ihm, dass es ihn auch dort "verfolgt". Dass er sich Gedanken macht und an mich denken muss und Angst hat, dass er mich endgültig verloren hat usw. Dann halt am Strand, das ist mir dann auch egal.
Möglicherweise besteht tatsächlich die Chance, dass er dort zu seinem Kern, zu seinem Ich zurückfindet und merkt, dass ich als Person ihm da gut getan habe.
Danke, dass du immer noch hier bist
Aber vielleicht hat deine Trennungsentscheidung euch beide weit genug reifen lassen, um bei einem nochmaligen Versuch diese Fehler und belastenden Baustellen auszumerzen - oder euch wenigstens die Chance gegeben haben, daran zu arbeiten.
Hallo Du und danke für deine Worte
Ich hoffe es! Und das ärgert mich, denn Hoffnung ist ja bekanntlich ewig währendes Leid. Aber ja, das Fundament, so empfinde ich, ist heile. Es gab ja keine neuen oder alten Partner, die dazwischen funkten oder Lug und Betrug, Streit, Machtspielchen oder sonst was. Er hat "nur" gezweifelt und das war für mich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr tragbar.
wie wichtig mir inzwischen mein Exex als Mensch ist, ich aber durchaus kein partnerschaftliches Interesse mehr an ihm habe. Die Wunde ist bei mir also verheilt.
Das freut mich unglaublich für dich
Und es ist nicht selbstverständlich, dass beide sich auf so einer Ebene wieder begegnen. Für mich kann ich mir das gerade noch gar nicht vorstellen. Ich liebe ihn. Ich spürs noch.