Lieber DWJNR,
ich habe nun mal wieder etwas hier gestöbert und tatsächlich deinen ganzen Strang gelesen, weil ich nach ein paar der ersten Beiträge kopfnickend ("Kenn ich ...") vorm Laptop saß. I feel you. Fast 100% der beschriebenen Dinge sind derzeit auch in meiner Beziehung so, wenngleich der Hintergrund vollkommen anders ist (gerade einmal ca. 9 Monate junge Beziehung, großer Altersunterschied, andere Lebenssituation etc.).
Aber Dinge wie ...
- relevante Dinge (Tätowierung, evtl. Party-Urlaub etc.) nicht mehr erzählen bzw. dann beiläufig im Gespräch mit anderen fallen lassen
- starke Veränderung in der schriftlichen Kommunikation und mehr Distanz bei persönlichen Treffen (z. B. keine proaktiven Umarmungen mehr); Kosenamen wurden seltener etc.
- Fernbeziehung (er ist berufl. normalerweise 1-2 Wochen hier und dann 2-5 Wochen weg)
- Alkohol/Müdigkeit am Tag danach etc., teils auch auf Kosten der "Quality-Time"
- Reaktion, wenn man etwas anspricht: "Ich liebe dich noch genauso und alles ist supi"
- teils "nicht bei der Sache" bzw. mit dem Kopf woanders (Handy, gedanklich bei Arbeit/Freunden oÄ)
- teils Rumdrucksen bzgl. Treffen
- usw.
.... lesen sich trotz völlig verschiedener "Ausgangspunkte" genau wie das, was ich hier momentan (in den letzten 1,5 Monaten fast ausschließlich) erlebe. Und genau wie du denke ich "
Viele der Dinge sind Kleinigkeiten, die mich im Einzelnen nicht mal jucken würden, wenn das Verhalten des Partners unterm Strich zur Aussage, dass die Gefühle unverändert sind, passen würde." (platt ausgedrückt)
Du bist damit also zumindest nicht alleine - auch wenn das vermutlich kein Trost ist. Ich muss sagen, dass es mir zumindest gut getan hat, hier von deinen Erfahrungen zu lesen, auch wenn ich natürlich für dich wünschte, dass es nicht so gekommen wäre.
Im Gegensatz zu dir wusste ich im Vorfeld schon, dass mein Partner gerne mal mit Kumpels trinken geht und das auch (für mein Empfinden) häufig; das war bei euch ja etwas anders: anfänglich ggf. die rosarote Brille, dann Corona. Als Gefahr/Problem für die Beziehung empfinde ich das ebenfalls nicht grundsätzlich, hat aber auch bei uns zu Reibungen geführt, teils aus ähnlichen Gründen. Wenn man eben nur ne begrenzte Zeit hat und der Partner meint, genau da auf den Putz hauen zu müssen und somit eigentlich quasi 1-2 "zerstörte" Tage der begrenzten Quality-Time vorzieht, kann das echt unschön sein. Kenne ich. Ist das bei euch nach wie vor so?
Ich erkenne bzgl. des Gebens in der Beziehung viel von mir in dir wieder. Du hast von Anfang an investiert, investiert und investiert, und das machst du bis heute (spätestens sobald etwas von ihr kommt, aber meist (?) auch so). Kannst du dich daran erinnern, wie es ganz am Anfang war, also ob zB der schriftliche Kontakt da auch primär von dir ausging? Also auch wenn damals noch ausführlichere Nachrichten und viel mehr Emojis von ihr kamen: Hast immer schon primär du den Kontakt gesucht oder hat sie etwa genauso oft proaktiv in derselben Intensität geschrieben?
Du schriebst neulich, dass du dich beim Schreiben schon sehr zurückhältst mittlerweile. Ich fragte das eben dennoch, weil ich nicht weiß, was "zurückhaltend" für dich bedeutet?
Denn: Genau wie du möchte ich nicht vorgeben, jemand anderes zu sein, nur um so (möglicherweise?) den Partner "zurückzubekommen", den ich eigentlich kennengelernt habe. Daher kommen Strategien wie "mal zwei Wochen einfach gar nicht melden" (überspitzt ausgedrückt) für mich ebenfalls nicht infrage, sowas hatte ich nämlich auf der Seite von Martin von Bergen aufgeschnappt, bevor ich glücklicherweise hier gelandet bin. Das bin nicht ich, und wenn man in einer Beziehung immer schon täglich Kontakt ist, dann wäre es für mein Empfinden einfach schräg, von 180 auf 0 zu gehen.
Aber was mir bei mir selbst und auch hier in deinem Strang aufgefallen ist: Genau wie mein Partner und ich habt ihr euch teils übers Mittagessen oder den bisherigen Tagesverlauf "unterhalten", schriftlich per WA - obwohl ihr noch zusätzlich jeden Abend oder zumindest mehrfach pro Woche telefoniert. Genau wie ich genießt du vielleicht selbst etwas weniger "gehaltvolle" Nachrichten bzw. die Tatsache, dass man so trotz räumlicher Distanz irgendwie am Leben des anderen teilhaben kann.
Aber wenn man es mal anders betrachtet: Wäre das (nach der anfänglichen Kennenlern-/Verliebtheitsphase etc.) auch so, wenn ihr nicht räumlich getrennt wärt? Wurden zB in deinen früheren Beziehungen auch 70 Nachrichten hin und her geschickt, obwohl ihr euch häufiger oder sogar täglich abends gesehen habt?
Du schriebst irgendwo, dass sich das im Laufe der Zeit auf etwa 20 Nachrichten (?) reduziert hatte (in deiner jetzigen Beziehung). Finde ich tatsächlich (wenn weiterhin regelmäßig telefoniert wird) auch noch relativ viel - das ist natürlich nur mein persönliches Empfinden, und bei mir und meinem Partner waren es "bis vor kurzem" auch mal definitiv weit mehr als die aktuell 2-15 Nachrichten/Tag, insbesondere, wenn er auf See war. Daher fand ich dahingehende Veränderungen genau wie du etwas seltsam, aber finde es auch okay, wenn er da draußen eben eher abschalten kann, indem er auf Instagram rumscrollt oder mehr mit Kumpels schreibt - jeder braucht halt was anderes zum Abschalten. Klar fühlt sich das nicht so schön an, wenn das Abschalten ggf. anfangs gefühlt noch am schönsten mit dir/mir ging oder wenn der Partner sagt, er bräuchte jetzt mal etwas Ruhe/geht gleich schlafen/ist müde und ist dann aber doch noch ne Weile anderweitig aktiv.
"Damals" war aber eben auch alles neu und spannend, bzw. deine Partnerin konnte ja zB dann auch durch Corona nicht groß ausgehen o. Ä. Wäre Corona nicht gewesen, hätte sich das ggf. schon früher ein wenig verändert (kann niemand wissen, aber ist ja nicht unmöglich?).
Ich glaube, dass es über einen gewissen Zeitraum hinweg durch teils auch "banale" Nachrichten zu routiniert werden kann, kaum oder kein "Neuigkeitswert" mehr dabei ist, und es dadurch für manche Menschen unmöglich wird, den Partner zu vermissen, weil dieser ja immer präsent und sowieso "überall" dabei ist, sogar evtl. weniger "spannende" Dinge wie das Mittagessen oder das Geschehen der letzten 2 Std. auf Arbeit mit einem teilt usw. Und viele dieser Dinge kann man ja tatsächlich auch einfach abends oder ein andermal austauschen.
Was ich damit sagen möchte: Es geht ja bei einer solchen "Strategie", wie sie Jenna erwähnt hatte, nicht darum, dich komplett zu verstellen oder eigene Bedürfnisse zu untergraben. Es geht u. a. darum, deiner Partnerin ggf. überhaupt erst mal wieder die Chance zu geben, dich zu vermissen, und mitunter auch darum, Grenzen aufzuzeigen (ohne sie zu benennen - rein durchs Verhalten).
Ich "probiere" das seit ca. einer Woche vorsichtig: Wenn mir mein Partner bspw. momentan "Gute Nacht" + Kuss-Emoji schickt, dann bekommt er auch nur ein "Gute Nacht" ODER "Schlaf gut" mit maximal einem süßen Emoji zurück - und auch im Gegensatz zu vorher keine ungefragte Erklärung mehr, wenn ich die Nachricht ggf. erst 1-2 Std. später beantworte. So bin ich ja nach wie vor liebevoll, aber investiere nicht mehr als er und lasse auch noch etwas "offen". Und eine Gute-Nacht-Nachricht schicke ich auch nur noch, wenn er eine schickt; sonst kommt nichts von mir, bis er sich eben das nächste Mal meldet. Aber generell bin ich im Kontakt nicht kühl, sondern weiterhin positiv. Ich versuche nicht mehr von mir aus, den ganzen Tag über mit ihm zu schreiben, sondern betrachte den schriftlichen Kontakt als
Möglichkeit, um die Zeit bis zum nächsten Treffen mit "echter" Kommunikation statt "Routinen" zu überbrücken, sofern er das Bedürfnis dazu bekommt. Und er kommt tatsächlich schon einen Ticken mehr auf mich zu. Aber das nächste Treffen muss nun auch er initiieren, falls er mich sehen möchte. Montag segelt er, d.h., falls bis dahin keine Initiative von ihm kommt, sehen wir uns erst Mitte August zu unserem Urlaub wieder (ich hab die Hosen leicht voll, aber bin auch vorsichtig-optimistisch).
Möchte dich hier in deinem Strang natürlich nicht mit meiner Situation vollquasseln, sondern wollte mit dem Absatz nur veranschaulichen, dass es ggf. auch einen Versuch wert sein kann, dem anderen überhaupt erst mal wieder die Chance zu geben, selbst zu vermissen und in der Folge auch wieder selbst aktiver zu werden - auch wenn das bedeutet, dass man ggf mal zwei Wochen bis zum nächsten Wiedersehen verstreichen lässt. Natürlich muss man immer schauen, was ggf. zur eigenen Situation am ehesten passt.
Ich hatte in deinem Strang nämlich ebenfalls mehrfach gelesen, dass du bspw. das mit der (Video-)Telefonie sehr nach ihr ausgelegt hast, also in Richtung "Du kannst ja sagen wenn es dir passt" oder "Ich bin hier/bin bereit und warte" - kenne ich irgendwoher
. Und ich glaube, das kann uns leider echt zum Verhängnis werden. Du meintest, dass du dann schon Dinge zu ihr gesagt hattest wie "Wenn es dir heute nicht so passt, können wir auch morgen/die Tage" - aber mit solchen Formulierungen zeigst du ihr ja immer wieder, dass du dich voll nach ihr richtest, und so
kann sie die Zeit, die ihr habt, ggf. gar nicht mehr richtig wertschätzen, weil sie (unterbewusst!) in sich drin hat "Na, klappt's dieses Mal nicht, dann wird er das schon so einrichten, wie es mir am besten passt". Das ist sehr wahrscheinlich nicht das, was sie
tatsächlich denkt, aber glaube, dass sich das über die Zeit vielleicht in ihr Unterbewusstsein eingeschlichen haben könnte.
Jennas Ansatz bzgl. des Wochenendes fand ich super, auch wenn ich es genau wie du anders formuliert hätte, weil es vermutlich zu weit von der Tonalität weg ist, die du in eurem Kontakt an den Tag legst (aber ich bin definitiv keine Expertin!). Ich glaube, es wäre in so einem Fall wichtig, eben nicht wieder zu kommunizieren "Voll okay, wenn du das gerade so und so
für dich brauchst", sondern wirklich mal konsequent
von dir aus abzusagen. Also natürlich schön, dass sie jetzt am Wochenende zu dir gekommen ist (wie lief es?
), aber mit deiner Nachricht hast du im Grunde gesagt:
1) "Dann sehen wir uns halt in 2 Wochen wieder" --> Das hat (finde ich) einen beleidigten Unterton bzw. weist sie unweigerlich darauf hin, dass das für dich Thema ist bzw. macht evtl. auch etwas Druck durch eine exakt benannte Zeitspanne.
2) Der andere Teil der Nachricht sagt aus: "Ich richte mich ganz nach dir, weil deine Bedürfnisse das Wichtigste sind, und halte mich auch für dich verfügbar, bis du dich entschieden hast".
Neee!
Das ist auch
deine Lebenszeit, und auch wenn du dich gut alleine beschäftigen kannst und es deshalb für dich dahingehend evtl. auch mal ok ist, sie "rumeiern" zu lassen, möchtest du doch eigentlich am liebsten immer rechtzeitig wissen, ob und wo ihr euch seht, oder?
Also: Grenzen aufzeigen = z. B. (aus eigenen Gründen!) absagen, wenn sie so zögerlich ist/dich "hinhält". Und das kannst du ja an sich auch gut in einer für dich passenden Tonalität umsetzen, z. B.: "Du (oder von mir aus auch "Hey Schatz"), bei mir hat sich jetzt spontan was für das Wochenende ergeben, was ich nicht absagen möchte." (und natürlich auch wirklich was vornehmen, das die Zeit ausfüllt, zB Kurztrip mit Wanderung oÄ). Oder eben wirklich einfach nur "Ich brauche das Wochenende mal für mich, weil hier in letzter Zeit ein paar Dinge zu kurz gekommen sind. Aber wir holen das nach."
Ich würde dich nach dem Lesen hier so einschätzen (bitte entschuldige, wenn ich da falsch liege), dass dir in dieser Form der Nachricht noch eine Begründung und irgendwas wie "Aber wir hören/lesen uns und sehen uns dann ja bald wieder" fehlt (ginge mir zumindest so). Aber ich glaube, darauf kann man tatsächlich gut verzichten, denn
wenn sie es wissen will, kann sie ja auch fragen. Und so eine Nachricht würde weder Druck ausüben noch Groll vermitteln noch wäre sie lieblos. Es sollte halt nur nicht so sein, dass du dich groß erklärst oder sie fragst, ob das okay ist. Sie hatte ja eh gezögert, also kann es ja platt ausgedrückt nicht so schlimm für sie sein, dich eben ein Wochenende mal nicht zu sehen.
Falls ich mit irgendwas hier daneben liege, hoffe ich, dass irgendjemand mich korrigiert.
Ich denke, dass sowas sie halt schon (ggf. auch nur unterbewusst) etwas stutzig werden ließe - aber genau das ist ja das, was du möchtest, schon seit einem (?) Jahr: dass sie mal
über euch nachdenkt. Wenn du aber alles weitgehend "hinnimmst" und dich "immer" nach ihr richtest, wieso sollte sie dann etwas verändern?
Läuft doch gut für sie. Sie bekommt Aufmerksamkeit, Sicherheit und Liebe satt, kann sich ihr Leben komplett frei gestalten und muss keine Angst haben, dich zu verlieren, sondern wird sogar noch mit süßen Gesten und den verständnisvollsten Nachrichten (selbst wenn sie ggf. gar nicht um ein offenes Ohr gebeten hatte) "belohnt". Das klingt jetzt evtl. etwas fies, aber so ist es, wie es auf mich wirkt.
Bin auf jeden Fall gespannt auf dein nächstes Update.