Guten Morgen,
am letzten wochenende war es so weit - ich habe meine letzten Sachen, zusammen mit ein paar Freunden, aus meinem ehemaligen Haus geholt und damit auf der materiellen Ebene die letzte Verbindung zwischen uns getrennt (naja zumindest zu 99,9%, der Mietvertrag ist noch nicht aufgelöst weil der Vermieter im Urlaub ist und wir haben noch ein gemeinsames Konto, das Kündigungsformular liegt hier schon, ich muss es sie noch unterschreiben lassen.)
Ich bin hier im April, auf Empfehlung eines sehr guten Freundes, aufgeschlagen.
Ich kam zutiefst verletzt und verzweifelt hier an, wenn ich meine ersten Beiträge lese fällt es mir teilweise schwer zu glauben das ich das geschrieben habe.
Wir hatten 6 schöne, gemeinsame Jahre in denen, zumindest bei mir, aus anfänglicher Verliebtheit ein immer stärkeres Band geworden.
Kennengelernt habe ich sie als Forststudent, als Angestellter in einer gehobenen Position bin ich Vater geworden - dies stellte den vorläufigen Höhepunkt in meinem Leben dar.
Mit der Jagd und vor allem den Hunden teilten wir eine große Leidenschaft. Generell haben sich aus der gemeinsamen Lust am draußen sein, immer wieder spannende Aktivitäten und Ausflüge entstehen lassen.
Mit dem gemeinsamen Haus mit großem Grundstück und den Hühnern und später dem Kind, haben wir begonnen die Jugendbeziehung zu etwas sehr ernsthaften auszubauen.
Das wir keine Seelenverwandten sind war mir schon immer bewusst. Vor allem nachdem ich in ihre Wohnung miteingezogen bin, gab es manche schwierige Woche.
Sie die am liebsten in einem Musterhaus mit Musterküche leben würde und ich der seine Jacke auch einfach mal über einen Stuhl hängt statt die Kleiderhaken zu benutzen, manchmal mit dreckigen Schuhen in die Wohnung läuft, seine Zeitungen in Wohn- und Esszimmer liegen lässt oder gerne mal das Geschirr erstmal nur auf statt gleich in die Spülmaschine stellt.
Es hat einige Zeit gedauert und viel Energie gekostet aber irgendwann haben wir uns eingeschliffen und jeder ist dem anderen entgegen gekommen.
Auch in anderen Lebensbereichen kam es zu Diskussionen - Momente in denen ich rückblickend zu Harmoniebedürftig gewesen bin und öfter Kompromisse zu ihren Gunsten eingegangen bin als gut und notwendig gewesen ist.
Ich habe diese Reibungspunkte immer als Aufgabe gesehen, als Paar weiter zusammen zu wachsen. Eine aufgabe die in einen festen Rahmen aus gegenseitiger Wertschätzung und gemeinsamen Interessen und Zielen eingebettet war.
Dann kam jener schicksalsträchtige Augenblick:
Sie als stillende Mutter zuhause mit unserem Kind, ich dessen Hund nach schwerer Krankheit eingeschläfert werden musste, mit ihrem Terrier auf Drückjagd am Stadtrand einer großen Stadt im Rhein-Main Gebiet. (sie hat meinen Hund gehasst und war unverholen froh über seinen Tod während mir das vielleicht noch näher als die Trennung gegangen ist- ein Moment in dem ich viel stärker über sie und uns hätte nachdenken können/müssen).
Das Treiben ist schon fast zuende, ich drücke mit einer Gruppe weiterer Hundeführer noch eine letzte Schilfpartie am Rand von Schrebergärten durch.
Auf einmal giftiger Laut von unserer Terrierhündin, der dunkle Laut von einem Deutsch-Drahthaar und 2 Deutsch-Langhaar gesellt sich dazu - Sauen!
Ich sprinte ins Schilf um die Hunde zu unterstützen und die Sauen zum verlassen des Einstandes zu bewegen. Das tun sie dann auch, es knallt ein paar Mal und die Hunde entfernen sich mit den versprengten Sauen vom Ort des geschehens.
Bei einem starken Überläuferkeiler sammelt sich die Gruppe der Hundeführer nachdem alle das Schilf durchquert hatten.
Der Terrier ist zuerst zurück und beutelt nochmal ausgibig die erlegte Sau.
Als nächstes kommt der Drahthhar des Windhundes an. Leider weiß der Terrier nicht das er nur ein kleiner Terrier ist und verteidigt "seine" Sau gegen die anderen Hunde.
Der Drahthaar lässt sich aber nichts gefallen - eine Rauferei entsteht.
So habe ich den Windhund kennengelernt. Es folgten Gespräche, weitere gemeinsame Jagden (ohne Ex) und schließlich jene unheilvolle Einladung zu uns nach Hause im Januar.
Der Rest ist Geschichte.
Unsere Beziehung hatte sich durch den neuen Alltag mit Kind schon etwas abgekühlt seit der Geburt.
Auch wenn ich ihr niemals die Bitte nach einem freien Abend oder Tag verwehrt habe, hat sie sich oft eingeschränkt gefühlt.
Zu spüren das der Start zum Weg von der glücklichen Beziehung zur glücklichen Familie nicht zu 100% so läuft wie ich es mir vorgstellt habe, hat mich verunsichert.
Zu Anfangs kaum spürbar doch mit der Zeit wurden meine Antennen immer sensibler und ich fing an die schleichende emotionale Verarmung unserer Beziehung auszugleichen indem ich emotionaler, zugewandter und um die Zukunft besorgter wurde.
Heute weiß ich das ich unserer Beziehung damit schon die Pistole zum Fangschuss auf die Brust gesetzt habe.
Denn die Situation verbesserte sich dadurch, wenn überhaupt nur sehr kurzfristig.
Rückblickend ist es jetzt fast schon erstaunlich wie schnell, innerhalb von Wochen, sie sich emotional aus unserem Verhältnis verabschiedet und zurückgezogen hat.
Diese Entwicklung hat sich, mit dem Eintritt des Windhundes in ihr Leben, noch potensiert.
Alle Mühen, Liebesbekundungen und Vorschläge zum gemeinsamen Arbeiten an der Beziehung sind längst von ihr abgeprallt.
Die Entscheidung, das es da draußen noch etwas besseres für sie gibt, war lange getroffen.
Hilflos dabei zusehen zu müssen wie sie ihr Ziel, die Beziehung sterben zu lassen, stringend verfolgt hat, ließ mich in eine tiefe Krise stürzen, denn offensichtlich war ich nicht genug.
Schon lange hätte sie mit Rückrad Schluss machen können um dem ende etwas mehr Würde zu verleihen.
Sie zog es aber vor ihre Affäre so lange weiter auf die Spitze zu treiben bis ich, der ja schon längst etwas geahnt hat und seit Wochen offen seine Befürchtungen, das hier etwas ganz und gar nciht mehr stimmt, geäußert hat, herausfindet welches traurige Spiel hier gespielt wurde.
Durch frühere Trennungen geerdet, habe ich schon nicht mehr an die einzig wahre große Liebe geglaubt. Aber eine Familie, eine Familie muss doch etwas zählen, gerade mit Kleinkind.
Ich konnte mir nicht vorstellen das sie wirklich bereit ist alles aufzugeben, zumal es in meinen Augen ja gut lief mit uns. Wir hatten unsere Konflikte aber auf der anderen Seite haben wir uns auch wunderbar mit unseren Stärken und Schwächen ergänzt.
Heute bezweifel ich sehr stark das sie das genauso gesehen hat. Vermutlich hat sie unsere Reibungspunkte nicht als Entwicklungsaufgabe gesehen und es im Gesamtbild gewertschätzt das wir auf der anderen Seite eine sehr große, gemeinsame schnittmenge haben, sondern war schon immer genervt davon.
Fehlender Mut zur Trennung hat sie ausharren lassen, erst der Windhund hat ihr den Weg frei gemacht um sich zu befreien.
Man sieht es sehr schön im Affärenforum, ist es einer Frau erstmal in der Beziehung langweilig geworden, schaut sie sich nach Alternativen um und wenn diese erstmal gefunden ist hält sie weder Tod noch Teufel auf.
Selbst wenn auf der anderen Seite genauso Kinder betroffen sind, die Ehe eigentlich gut intakt ist und der AM sich zu Anfangs auch dazu entschieden hat die Affäre nicht einzugehen und bei seiner Familie zu bleiben, wird er strategiert das ihm Hören und sehen vergeht - sie will ihn schließlich. Ob am Ende ganze Kinderbiographien ins negative gezogen werden ist egal und am Ende landen sie im Trennungsforum und lassen 2 zerstörte Familien zurück.
Man stelle sich nur mal vor wie sich manche Beziehung entwickelt hätte wenn die Stunden die mit Hirnen hier im Forum und heimlichen Treffen mit dem AM verbracht wurden, in Persönlichkeits- und Beziehungsentwicklung investiert worden wäre.
So auch bei mir, eine Paartherapie wurde von vornerherein mit der Begründung "keine Lust" abgelehnt.
Also blieb nur die Trennung.
Die erste Welle der Fassungslosigkeit und des Schmerzes treibt einen natürlich ersteinmal auf das Thema EB zu.
Ich las die Texte von Wolfgang, sie warfen Fragen auf. Stellten meine Vorstellung von Familie und Beziehung in Frage und zeigten mir aber auch meine eigenen Baustellen, Unvollkommenheiten und Schwächen auf.
Ich gebe meiner Ex nur Schuld an ihren Lügen und dem Betrug mit dem sie mich unnötig schwer verletzt hat im Vergleich zu einer ehrlichen Trennung.
Meine eigene Verantwortung am scheitern der Beziehung nahm ich schnell an und machte den ersten Schritt auf dem (vielleicht lebenslangen) Weg die beste Version meiner Selbst zu werden.
Dazu gehörte zuerst einmal sich seinen Schwächen zu stellen und die teilweise sehr unangenehme Aufgabe, daran zu arbeiten, anzupacken.
Nach ein paar Tagen konnte ich zumindest chon besser aktzeptieren was mir passiert ist. Aktzeptieren das ich mich mit meiner idealistischen Vorstellung meiner Familie vielleicht an einem ganz anderen Ort als meine Ex befunden habe.
Aktzeptieren das ich in meiner Ex, zumindest ab einem gewissen Punkt, etwas anderes gesehen habe als sie in mir.
Und teilweise ist dies auch zurecht passiert, auch ich habe manchen Fehler gemacht. Große und Kleine.
Eine langsame Neuorientierung setzte ein, ein Prozess der andauert.
Damit einher ging relativ schnell das ich niemand bin der um die Zuneigung einer Person kämpft die so offen und unverholen ihre Geringschätzung und Respektlosigkeit mir als Partner und Vater ihres Kindes, entgegengebracht hat.
Das EB wurde beendet bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Ich bin sehr froh darüber, hätte das (vergebliche) Hoffen doch nur den Schmerz in die Länge gezogen und verhindert das ich aus dem tiefen Loch in das ich gestürzt wurde, herausklerttern kann.
Im direkten Kontakt mit Ex zu bestehen, und nicht in Trauer und teilweise auch Hilslosigkeit darüber das sie über mein Schicksal entscheiden konnte, fällt mir auch heute noch schwer.
Sie hat immer noch viel Oberwasser und ein respektvoller Umgang sieht anders aus.
Seit meine Sachen wieder unter meiner Kontrolle sind geht es mir wieder ein ganzes Stück besser und das schlägt sich auch in unserer Kommunikation nieder.
Aktuell haben wir einen Konflikt darüber das sie mir verbieten will mit meinem Kind in den Urlaub zu fliegen während sie das aber selbstverständlich darf. Eventuell schreibe ich hierzu noch einen gesonderten Beitrag.
Auf meiner persönlichen Ebene bin ich mittlerweile zu großen Teilen froh über diesen Schicksalsschlag. Denn nur wenn das Alltags-Ich den Weg für das Höhere-Ich frei macht, und sich damit mit nicht stimmigen Dingen auseinandersetzten muss um sie hinter sich lassen zu können, kann Entwicklung stattfinden.
Dazu braucht es einen kräftigen Anschub.
Wenn wir eine Familie hätten bleiben sollen, dann wäre es schon so passiert. Das es jetzt anders ist wird einen guten Grund haben.
Ich bin mir sicher das ich den Weg vom doch oft noch sehr jugendlichen Jäger zum Jäger-Mann, in meiner bequemen Situation mit Freundin/geplant war Frau, Kind Hund und Huhn, zumindest nicht vollumfänglich oder in absehbarer Zeit, gefunden hätte.
Die Verabschiedung von der Disneyvorstellung einer Beziehung und die Konfrontation mit seinen Schwächen und Unzulänglichkeiten, tut teilweise weh aber auf der anderen Seite habe ich das sehr gute Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein.
Was jetzt aber bleibt ist die Angst um meine Tochter, unsere Elternbeziehung hat sich in den letzten 3 Monaten verschlechtert. Der Windhund hat in ihren Augen bereits die höhere Priorität als "Stiefvater" bekommen.
Ich fühle mich mehr und mehr an den Rand gedrängt und bekomme immer wieder zu spüren das sie meine Rolle als leiblicher Vater dem sein Kind über alles geht, geringschätzt und sich selber die absolute Bedeutung im Leben des Kindes gibt.
Diese Einstellung wird uns jetzt in den nächsten Tagen zum ersten vermittlungsgespräch zum Jugendamt führen.
Ich hoffe ich werde immer die Möglichkeit haben ihr ein guter Vater zu sein. Angst habe ich davor das ich tatsächlich überflüssig werde wenn der Windhund versuchen sollte die Vaterrolle zu übernehmen und die Kleine schlussendlich gar kein Verlangen mehr nach Kontakt zu mir verspürt weil sie ja eine intakte Familie zuhause vorfindet.
Denn das der Windhund bleibt, ist nach 3 Monaten nicht mehr so unwahrscheinlich.
Der Gedanke gegen ihn verloren zu haben und ausgetauscht worden zu sein, sticht an manchen Tagen noch ziemlich stark aber ich bin ja auf dem Weg.
An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankschön an alle Begleiter!