Bitte denke nicht, dass du positiv denken musst/sollst/brauchst in deiner Trauer. Bitte nicht. Das wäre nicht richtig. So ist das nicht.
Wenn du gefühlsmäßig im Keller bist, kannst du nicht willentlich deine Gefühle auf die Schnelle ins Positive steigen lassen und auf einmal im Dachgeschoss landen. Das geht nicht. Was aber geht ist, dass du vom Keller langsam ins Erdgeschoss gelangst. Und vom Erdgeschoss in den ersten Stock usw. usf. Das geht zum Beispiel mit Entspannungstechniken, die du konsequent üben könntest/solltest. Damit bringst du den ersten körperlichen Stress weg und kannst dich langsam (!) um etwas (!) positivere Gedanken kümmern. Wenn du gleich versuchst vom Keller ins Dachgeschoss zu gelangen, dann schmettert es dich mit Wucht wieder runter in den Keller.
Du musst nicht denken: Hey, ich bin eine geile Frau und ich find jemand besseren. Nein, wenn du das nicht so denkst, dann würdest du dich nur selbst belügen.
Du könntest aber denken:
Hey, ich schau jetzt einfach mal. Die Zeit vergeht jeden Tag sowieso. Ein ExBack ist ja nicht ausgeschlossen. Und jetzt kann ich sowieso nichts aktiv in seine Richtung tun. Aber, was ich tun kann ist: Mich um mich kümmern. Und wenn das weinen ist. Ganz ganz viel weinen. Und dann denk ich mir ganz unreflektiert, weil ich sch*** grad aufs Reflektieren: "Dieses blöde A...loch, dieses blöde" Und dann pfeffere ich ein Kissen aufs Sofa. Und danach, wenn ich erstmal ausgeweint und ausgepowert bin, steh ich auf und tue, was getan werden muss, kümmere mich um Dinge und dann gönn ich mir ganz bewusst was Gutes. Kann ich aktiv gerade was in seine Richtung tun? Nein. Kann ich nicht. Also, mach ich eben so weiter. Jeden Tag. Das Gras wächst ohne mein aktives Zutun. Wächst das Gras schneller, wenn ich daran ziehe? Nein. Das Gras wächst ohne mein Zutun. Hey, gar nicht so schlecht das Gefühl zu erkennen, dass das Gras sowieso ohne mein zutun wächst....Jetzt schau ich nen schönen Film, les ein gutes Buch, treff mich mit ner Freundin, nehme ein Bad Usw. usf.
Ja, das verstehe ich sehr gut. Wichtige Säulen sind dir jetzt gerade in deinem Leben ein wenig weg gebrochen und das macht es nicht einfacher.
Mich interessiert, was gerade ein ganz klein wenig gut läuft in deinem Leben? Was das Netteste war, was du die letzte Tage erlebt hast? Was sich ein klein wenig gut angefühlt hat? Was dir Hoffnung gibt bezüglich der Arbeit und der Wohnung? Würde mich freuen, wenn du dazu was schreiben könntest.
Oh, dankeschön. Das freut mich
! Ich bin ein wenig älter als du und habe somit auch mehr Lebenserfahrung. Zudem bin ich Psychologin, was mich zwar nicht davor bewahrt, mindestens genau so viele Fehler zu haben, wie andere Menschen
, aber das, was ich den ganzen Tag mit meinen Klienten erarbeite, wende ich in sehr vielen Fällen auch an mir an, weil ich es einfach erstmal theoretisch weiß und dann versuche, umzusetzen. Das klappt nicht immer und manchmal hab ich auch gar keinen Bock drauf, aber oft klappt es schon. Und ganz insbesondere bei Liebeskummer hab ich es angewandt, weil es mir da so schlimm ging, dass ich erstmal wie ein Roboter alles umgesetzt habe, weil ich WUSSTE, dass das ein Weg ist, wie es mir besser gehen kann (auch wenn ich erstmal keinen Bock drauf hatte).
Du kannst es im Anfangspost des Strangs "Aktives Warten...." in der Plauderecke nachlesen, wie ich während meiner allerschlimmsten Trennung damit umgegangen bin (was dann auch ein ExBack zufolge hatte). Viel, ganz viel Bewegung, viel alleine sein, viel geschrieben, Bücher gelesen, viel gekocht, mich weitergebildet (mir ein neues berufliches Ziel überlegt), Freundinnen voll geweint. Ich war aktiv und wollte wirklich in mich selbst investieren, eine bessere Version aus mir selbst machen. Es ging soweit, dass ich mir irgendwann dachte, hoffentlich meldet er sich nicht so schnell, ich bin noch nicht "fertig" mit meiner Entwicklung
. Nach drei Monaten kam er dann wieder an und wir gingen nochmal eine Beziehung ein, die aber dann auch wieder gescheitert ist. Diesmal für immer. Wir hatten auch zusammen gewohnt und ich bin zu Freunden gezogen, von wo aus ich mir dann eine kleine Whg gesucht habe. Sehr schlimme Zeit. Und auch eine gute Zeit, weil ich diese Zeit sehr bewusst wahrgenommen habe und mir selbst näher gekommen bin.
Ja, da wirst du verwirrt, das verstehe ich auch gut. Freundinnen und Familie sind da oft nicht die besten Ratgeber, auch wenn sie es nur gut mit einem meinen. Stell dir einfach vor, dass wir einen Schachzug nach dem anderen nehmen - du kämpfst eben auf andere Art. Nicht überschüttend. Du überwässerst das Gras nicht, dass es ersäuft, du gießt es ganz angemessen und nur dann, wenn es angebracht ist. Mit unserer Hilfe