Ich kenne das Buch nicht. Wir haben uns öfter mal über Bücher unterhalten, weil wir wohl einen ähnlichen Geschmack hatten. Er war zwischendrin mal ganz aus dem Häuschen, dass ich ein bestimmtes Buch auch gelesen habe, weil er sonst wohl kein Mädchen kennt, das so etwas liest... hab ihm daraufhin einen Nachfolgeband geschenkt, den er nicht kannte. Er hat ihn aber kaum angerührt während ich dort war. War lieber am Computer gehangen... er hat mir auch zwei Buchreihen empfohlen, die haben mir aber nicht so gut gefallen.
Bin positiv überrascht, dass er wohl wieder das Lesen angefangen hat. Ich rede gerne über Bücher, aber nachdem er nur noch im Internet war, ist das Gesprächsthema irgendwann gestorben.
Hab das Buch gerade mal gegoogelt. Hm.
Ich schätze jetzt muss ich langsam sagen, wo er herkommt. Wollte das eigentlich nicht öffentlich.
Es ist ein Buch über Teheran. Über das "geheime Doppelleben" der Stadt, dass alle viel westlicher und freier sind als es nach außen den Anschein hat. Hab schon mal eine Rezension darüber gelesen.
Bin jetzt noch ernüchterter. Ich hab ihn oft gefragt, wie das Leben so ist in Teheran, wollte mehr von ihm hören. Er hat halt immer erzählt, dass es sich wenig anders lebt als in den USA, dass auch alle machen, was sie wollen, man erzählt es halt nicht so in der Öffentlichkeit. Es war ihm immer wichtig, dass sein Heimatland nicht als "anders" oder "böse" wahrgenommen wird, sondern dass sie eine lange Kultur haben, sehr fortgeschritten waren, dass viele das momentane Regime nicht unterstützen, dass es aber trotzdem dort gut zu leben ist etc. Er ist sehr stolz auf sein Land. Ich hab ihm immer zu verstehen gegeben, dass der Iran bei uns in den Medien eher schlecht wegkommt und dass ich außer den politischen Auseinandersetzungen nicht so viel weiß. Dass ich aber gerne mehr von ihm hören und lernen würde, weil ich neugierig bin. Aber auch, dass ich halt die Frauenrechte dort furchtbar finde. Meine Mutter hat da immer ziemliche Panik geschoben, weil es einen Film gibt (nicht ohne meine Tochter), wo klar wird, dass man als amerikanische (deutsche) Ehefrau eines Iraners von diesem im Land gehalten werden kann, auch wenn man ausreisen möchte.
Das Mädel, das er geküsst hat nachdem wir getrennt waren, kommt aus einem anderen Land und wusste wohl viel mehr über die tolle Kultur dort etc. Die wusste wohl mehr über das Land und war auch positiver eingestellt. Wobei ich noch mal sagen will, dass ich glaube, dass ich das sehr differenziert gesehen habe. Natürlich hat das Land eine reiche Vergangenheit und Kultur und mit Sicherheit kann man dort gut leben. Das politische System ist halt trotzdem Mist in meinen Augen. (Und in seinen ja eigentlich auch) und ich diskutiere eigentlich gerne, bin sehr offen und hätte mich auch gerne von ihm überzeugen lassen, wie toll das Land ist. Aber er hat immer nicht so gerne erzählt.
Also long story short: ich weiß nicht, ob er mir das geschickt hat, weil er es gut fand und mir persönlich empfehlen wollte. Oder weil er quasi "missionieren" möchte. Er hat gesagt bei der Trennung, dass er gedacht hat, dass seine Herkunft eine Rolle spielt. Ich hab ihm damals geantwortet, dass ich durch ihn einen neuen und sehr positiven Blick auf das Land bekommen habe und gerne mehr gelernt hätte. Worüber wir tatsächlich mal diskutierte haben, war die Frage wo er später leben will. Seine Eltern sind ja noch dort und ich hab ihm gesagt, dass ich es mir schwer vorstellen kann in einem Land zu leben, indem ich bei Betreten alle Rechte verliere. Das hat ihm nicht gefallen. Aber mir ging es da rein um die politischen Lage dort, nicht ihn oder die Menschen. Vielleicht war ich da zu hart. Aber ich bin eine ziemliche Vertreterin von Gleichberechtigung und finde es nicht schön in einem Land zu leben, in dem ich komplett von meinem Ehemann abhängig bin - egal wie westlich und tolerant er ist. Das hat mir ehrlich gesagt Angst gemacht. Damit hab ich ihn vielleicht gekränkt.
Ich würde behaupten, er hätte es mir eher nicht empfohlen, wenn es nicht dieser spezielle Inhalt gewesen wäre.
Deswegen sehe ich seine Nachricht noch nüchterner. Zusammen mit seinem formellen, vorsichtigen Tonfall deutet das keinesfalls daraufhin, dass er ein Gespräch anfangen möchte, denke ich. Es geht um das Thema, nicht mich.
Jetzt ist die große Frage: geben wir ihn zu verstehen, dass ich mich noch für seine Kultur interessiere (und ihn?) oder nicht?
Vorschlag:
Thanks for the suggestion. I read a review some weeks ago and have been considering it. I was recommended Blackout first though
Freundlicher, weniger freundlich?
Mehr Interesse für seine Kultur?
Ich gehe stark davon aus, dass er sich nur deswegen gemeldet hat und danach nichts mehr kommt. Das war keine Orbitnachricht, ihm ging es um das Thema.